Mitten in Dachau:Das Landratsamt weiß Rat

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Das Landratsamt organisiert einen Vortrag zum Thema Narzissten in der Arbeitswelt: Was will es uns damit sagen?

Von Viktoria Großmann

Geht Ihnen Ihr Chef auch auf die Nerven? Leidet er unter Größenwahn, will er sie dauernd kontrollieren, reagiert er beleidigt auf Kritik? Jettet er ständig zwischen, sagen wir, Dachau, Cannes und Zypern hin und her? Hält er sich für berufen, zu den großen Themen der Politik eigene Lösungsvorschläge zu unterbreiten? Würde er vielleicht sogar den Bundespräsidenten im Gespräch unterbrechen? Zeigt er sein Gesicht gern in den Medien, fühlt sich von der Presse aber meistens falsch verstanden?

Damit sind Sie nicht allein. Im Landratsamt kennt man diese Sorgen offenbar auch. "Grandios, Selbstherrlich, Egoman: Narzissten in der Arbeitswelt!", bringt ein Facebook-Post das Problem auf den Punkt. "Der Umgang mit ihnen stellt eine Herausforderung an unser Selbstwertgefühl dar. Wie aber mit ihnen zurechtkommen, ohne unnötig zu leiden?", wird dort mitfühlend gefragt. Das Amt weiß Rat. Es hat für diesen Donnerstag, 18.30 Uhr, die Münchner Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki ins Ludwig-Thoma-Haus in Dachau eingeladen. Wardetzki kennt sich aus mit Blendern, Eitlen und Selbstverliebten. Sie hat ein Buch geschrieben über "den klugen Umgang mit narzisstischen Chefs, Kollegen und Mitarbeitern".

Der Jüngling in der griechischen Sage ertrank, als er sein Spiegelbild in einem Teich küssen wollte. Die nach ihm benannten Narzissten verschwinden selten so leicht in der Versenkung. Meist gehen sie anderen ein selbsterfülltes Leben lang gehörig auf den Keks. Wardetzki stellt schon im Klappentext zu ihrem Buch nüchtern fest: "Geblendet von der eigenen Kompetenz und Größe verlieren diese Menschen den Kontakt zum anderen und konzentrieren sich nur auf den Erhalt ihrer Position und Macht." Löblich ist es, wie offen das Landratsamt dieses Problem anspricht und seit Wochen nicht müde wird, die Veranstaltung zu bewerben. Viel zu selten holt man sich in Deutschland Hilfe von Psychotherapeuten, was doch in Amerika selbstverständlich ist. Im Thoma-Haus sind noch Plätze frei. Auch für alle, die nicht im Landratsamt arbeiten.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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