Mitten in Dachau:Bedrohliche Entwicklung

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Die Gemeinde Bergkirchen könnte sich als massiver wirtschaftspolitischer Gegenspieler der Kreisstadt Dachau entpuppen

Von Wolfgang Eitler

In Dachau sind besonders Motive beliebt, in denen sich der Horizont in der Weite der Mooslandschaft teils dramatisch entfaltet. Die Kunst des Andeutens kommender Ereignisse oder bedrohlich anmutender Signale ist auch in der Politik beliebt. Als beispielsweise der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik von bedrohlichen Aspekten eines Unrechtsstaats sprach, konnte diese Äußerung durchaus als Kritik an der Politik der Bundeskanzlerin verstanden werden. Wie gesagt: konnte.

Der Dachauer Bündnis-Stadtrat Michael Eisenmann versuchte sich in einem Antrag ebenfalls in der Rhetorik des Durchblicken-Lassens. Bekanntlich wirbt Eisenmann dafür, das MD-Areal der ehemaligen Papierfabrik auch als Gewerbegebiet in der Innenstadt zu erhalten. In einem Antrag verwies er auf die Firma Thorlabs und deren besondere Eignung gerade für die Innenstadt. Deshalb stellt er die Anfrage an die Verwaltung, "ob entsprechend der emissionsrechtlichen Vorgaben ein Gewerbebetrieb in der Art der Firma Thorlabs in einem Kerngebiet angesiedelt werden kann".

Aber warum kapriziert sich Eisenmann auf Thorlabs? Eine Antwort hat Bürgermeister und Bündnis-Kollege Kai Kühnel parat. Das High-Tech-Unternehmen für optoelektronische Systeme wird aller Voraussicht nach Dachau verlassen. Kühnel: "Wir verlieren einen sehr guten Steuerzahler." Könnte es also sein, dass das Bündnis für Dachau andeuten will, die Stadträte und Stadtverwaltung hätten verhindern können, dass Thorlabs abwandert, wenn sich beide bei MD nicht nur auf ein neues Wohn-, sondern auf ein Gewerbegebiet gesetzt hätte?

Nein, sagt Geschäftsführerin Dorothee Jennrich. Die Gespräche mit der Wirtschaftsförderung hätten ergeben, dass die Grundstücke in Dachau-Ost sich nicht dafür eigneten, dass Thorlabs Produktion und Forschung langfristig erweitern kann. Zur MD-Brache sagt sie nur: "Das Areal ist viel zu kleinteilig und viel zu eng." Die Zukunft liegt ihrer Ansicht nach im Gewerbegebiet Gada in Bergkirchen.

Wegen des Bündnis-Antrags wird allerdings jetzt sehr deutlich, warum der städtische Kämmerer Thomas Ernst mit sinkenden Gewerbeeinnahmen rechnet. Denn Bergkirchen könnte sich als massiver wirtschaftspolitischer Gegenspieler entpuppen. Ganz ohne Andeutungen gesagt: Diese Entwicklung wäre für Dachau tatsächlich bedrohlich.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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