Zwei Uhr nachts, die Party ist in vollem Gange, aber wo ist Kevin? Eben war er noch hier. Hat sich ein Bier geholt und munter mit einer Französin gequatscht, die er kennengelernt hat. Jetzt ist er fort, nirgends zu finden. Ist er vielleicht auf dem Klo? Dorthin zieht er sich auf Partys bisweilen zurück, um sich einzuschließen und ungestört zu schlafen, wenn er mal wieder zu tief ins Glas geguckt hat. Aber nein, auch da ist er nicht. So langsam kommt die Gewissheit. Kevin ist nicht mehr da. Er ist verschwunden ohne sich zu verabschieden, hat sich aus dem Staub gemacht. Womöglich auch noch mit der kleinen Französin . . . Das tut weh. Und jetzt? Wo ist er hin? Wird er sich melden?
Okay, ganz so schlimm ist das mit Kevin nicht. Von ihm ist man so etwas gewohnt, er macht das ständig. Aber bei den Ziegen vom Dachauer Rathausberg ist es etwas anderes. Die SZ hatte immer einen regen Austausch mit den Tierchen. Auf Facebook haben die Ziegen mit ihrer eigenen Seite regelmäßig gepostet und kommentiert, immer mit Charme und Witz. Aber seit ein paar Tagen - nichts mehr! Die Ziegen verziehen sich vom Rathausberg, die meisten sind schon weg, wortlos verkrümelt haben sie sich. Und auf Facebook? Kein Tschüss, kein Mäh. Zuletzt war von ihnen nur noch zu lesen, dass sie sich einen Lüpertz gekauft haben, um ihren Stall etwas wohnlicher zu machen.
Wo sind sie hin? Werden sie sich melden? Werden sie weiterhin posten und kommentieren? Hatten sie womöglich zu wenig zu meckern? Man weiß es nicht. Die Abwesenheit der Stadtziegen, die heimlich auf eine Verbeamtung hofften, hinterlässt ein Gefühl von Trauer und Ungewissheit. Aber ganz übel nehmen kann man es ihnen auch nicht. Leute, die sich verabschieden sind eh total doof. Außerdem sind auf dem Hang alle Essigbäume kahlgeknabbert, es gibt nichts mehr zu futtern, und ohne Essen ist selbst die beste Party nicht viel wert. Es ist zu wünschen, dass die Sträucher schnell nachwachsen, und die Ziegen () bald wieder zurückkommen.