Mitten in Dachau:Auch der Osterhase hält Abstand

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Wer befürchtet hat, er müsse heuer auf seine Ostereier verzichten, kann aufatmen: Der Osterhase darf trotz Ausgangsbeschränkung auf Liefertour gehen

Kolumne von Anna-Elisa Jakob

Und was ist mit den Ostereiern? Das ist zwar nicht die dringlichste Frage in diesen Tagen. Doch wird sie in vielen Familien so oder so ähnlich derzeit vermutlich diskutiert. Vielleicht plant man am Frühstückstisch gerade das Osterwochenende, vielleicht wollte man die Familie besuchen, vielleicht einfach mit Freunden einen Ausflug ins Grüne machen. Klappt dieses Jahr nicht. Aber dann doch wenigstens die Ostereier?

Diese Frage nach den Ostereiern, vermutlich hätte sie zu anderen Zeiten gar nicht so viel Aufsehen erregt. Immerhin ist Schokolade hierzulande kein rares Gut und mit einer kreativen Geschichte lässt sich die Abwesenheit des Osterhasen auch seinen treuesten Anhängern vermitteln - unter der Voraussetzung, dass es im Gegenzug genauso viele Schokoeier wie sonst auch zum Naschen gibt. Doch gerade ist alles anders. Man konnte leere Regale in den Supermärkten sehen. Und wann man gute Freunde und Verwandte wiedersehen wird, das wissen gerade die Wenigsten. Die Frage nach den Ostereiern ist also auch eine nach den Ausnahmen, nach den möglichen Schlupflöchern in diesem neuen Regelwerk, der Versuchung, dass an einem Feiertag doch alles ein wenig anders sein könnte. Aus religiöser und sozialer Sicht ja, aus epidemiologischer Sicht leider nicht.

Und überhaupt, wer sollte die Eier verteilen? Das ist die wirklich kritische Frage, die Eltern ihren Kindern nun vermitteln müssen. So beantwortete die Münchner Polizei auf Twitter bereits die Frage einer Mutter, die sich im Namen ihres Sohnes erkundigte, ob denn nun auch der Osterhase den Ausgangsbeschränkungen unterworfen sei. Der Sohn glaube ihr nicht, also bat sie um die fachkundige Auskunft der Münchner Ordnungshüter. Schlauerweise, so die offizielle Antwort der Polizei, verbinde der Osterhase das Verstecken der Ostereier mit einem Ausflug an die frische Luft. Und das sei ja erlaubt, solange er den Abstand von 1,5 Metern einhalte und sich vorher und nachher ordentlich die Pfoten wasche. Im Grünen umherlaufen, Menschen dabei nicht zu nahe kommen, regelmäßig die Pfoten säubern - eigentlich der beste Ratschlag für alle Anhänger der Ostereiersuche. Dem Lebensstil eines echten Osterhasen lässt es sich schließlich kaum näher kommen.

© SZ vom 09.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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