Mitten in Bergkirchen:Gechillte Heimfahrt

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Für eine entspannte Festzeit haben die Berliner Verkehrsbetriebe ein essbares Hanfticket herausgegeben. An manchen Orten im Landkreis würde aber selbst das nichts mehr helfen

Glosse von Anna Schwarz

Erst grübeln viele wochenlang über die perfekten Geschenke nach, huschen von Kaufhaus zu Kaufhaus, dann dekorieren sie mühevoll den Christbaum - nur um sich später sagen zu lassen, dass der komplett schief stehe und überall Löcher habe. Am Heiligabend stehen sie dann stundenlang in der Küche, um das perfekte Weihnachtsmenü zu zaubern - und bekommen dann zu hören, Weißwürste und Wiener hätten's zum Festessen heuer auch getan. Na vielen Dank, Weihnachten mit den eigentlich Liebsten kann echt stressig sein.

Um in der Weihnachtszeit wenigstens im öffentlichen Nahverkehr ein bisschen runterzufahren, hat die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) für kurze Zeit ein Hanfticket eingeführt. Die BVG bewarb den Chillout-Fahrschein so: "Das Ticket, das dich nicht nur heim-, sondern vielleicht auch runterbringt." Das Hanfticket wurde in einer Tüte verpackt und enthielt nicht etwa irgendwelche verbotenen Substanzen, sondern ein mit Hanföl beträufeltes, komplett essbares Ticket der BVG: "Damit kommst du den ganzen Tag entspannt durch Berlin und kannst im Anschluss auch noch deinen Weihnachtsstress samt Ticket einfach runterschlucken." Denn das Hanföl, das aus den Samen der Cannabispflanze gewonnen wird, habe eine beruhigende Wirkung - und es ist komplett legal.

Ob das auch etwas für die Dachauer Busse und S-Bahnen wäre? Aber so stressig wie in Berlin geht's bei uns ja doch nicht zu oder? Andererseits, ein Versuch wär's ja wert. Auf manchen Linien des Landkreises muss man ja schon froh sein, wenn man überhaupt von A nach B kommt. Wer zum Beispiel gegen 20 Uhr in Bergkirchens Dorfzentrum strandet und wieder zurück nach Dachau möchte, hat keine Chance. Der nächste Bus fährt erst wieder um 5.49 Uhr in der Früh. Da bleiben nur zwei Möglichkeiten: Eine Dreiviertelstunde durch die Eiseskälte zur S-Bahn nach Bachern marschieren oder eine halbe Stunde Richtung Gewerbegebiet Gada laufen, während die Autos an einem vorbeirauschen, denn einen Gehweg gibt es auf der Strecke nicht. Beide Möglichkeiten sind übrigens nicht praktikabel, da hilft selbst ein Hanfticket nicht zum Entspannen, nur eine Freundin, die ein Auto hat und den Bus ersetzt.

© SZ vom 27.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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