Mitten im Landkreis:Viele Bürden und nichts passiert

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Der Tag der Deutschen Einheit findet im Landkreis nicht statt, aber erstmals ein Gesundheitslauf beim Tag der Regionen - daraus ergeben sich viele drängende Fragen, nicht zuletzt die, warum die Stadt Dachau partout keine Schulden machen will

Kolumne von Helmut Zeller

Das größte Fest des Jahres" soll der Tag der Deutschen Einheit gewesen sein. Also davon war im Landkreis aber nun gar nichts zu bemerken. Dabei hätte dieser Tag der Widersprüche zwischen Ost und West so gut ins Dachauer Land mit seiner grauen Wolkendecke gepasst. Einheit war hier allenfalls beim ersten Gesundheitslauf vor düsterer Himmelskulisse auf dem Petersberg - auch Kommunalpolitiker von CSU und Freien Wählern, allesamt westlicher Provenienz, liefen respektive gingen der Gesundheit zuliebe mit. Hoffentlich gab's danach nicht gleich einen deftigen Schweinebraten. Das tut der Gesundheit gar nicht gut, auch der des Schweines nicht. "Beendet das Leiden der Schweine", so das Motto des Welttierschutztages am Donnerstag, 4. Oktober. Ferkel werden ohne Betäubung kastriert, Ringelschwänze kupiert und dann geht's bis zur Schlachtung ab in enge Kästen, auch wenn's gegen EU-Recht verstößt und gegen den Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz.

Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) könnte sich mal an der Agrarindustrie orientieren und auf die Flut von Verordnungen und Gesetzen einfach pfeifen, statt über München, Berlin und Brüssel immer nur zu klagen. Wenn andere sogar, manche gar in Fraktionsstärke, die grundgesetzlich verbürgte Würde des Menschen hinbiegen, wie es ihnen passt. Wahrscheinlich war es eh ein Schreibfehler: Nicht die Würde, die Bürde des Menschen ist nicht antastbar. Warum aber macht die Stadt in der anhaltenden Niedrigzinsphase keine Schulden und verprasst lieber die von Hartmanns Vorgänger aufgehäuften Rücklagen? In Berlin hockt ein roter Bundesfinanzminister auf der schwarzen Null, als wäre er Gollum: "Es ist meiner, mein Schatz!" Gesundheits- und Altersversorgung gehen auch gegen null - das sind nur zwei der Bürden des Bürgers.

Verrückte Welt mag sich Florian Schiller, Fraktionssprecher im Stadtrat, gedacht haben, als er kürzlich in einer nostalgisch angehauchten Stunde alte Sitzungsvorlagen durchblätterte. Da stieß er auf einen bewilligten Antrag seiner CSU: Alle Straßenschilder, die wegen Verwitterung ausgetauscht werden, sollten eine Legende zum Namen erhalten, 50 im Jahr. Geschehen ist nichts - seit zehn Jahren nicht, der Antrag datiert auf den 24. November 2008. Auch diese Bürde bleibt, doch drückt sie nicht so schwer.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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