Erinnern Sie sich noch? CSU, SPD, FDP und noch einige Abkürzungen mehr dominierten das Straßenbild, nicht nur im Landkreis Dachau, sondern in ganz Deutschland. Doch "tempi passati", wie die alten Lateiner und Franz Josef Strauß selig zu sagen pflegten. Das war nämlich im vergangenen Sommer, und Ende September hörte es schlagartig auf. Nun ist es nicht so, dass man von den oben genannten Parteien und jenen, die ganze Worte als Bezeichnung nutzen, nichts mehr gehört hätte. Im Gegenteil: Zeitungen sowie Rundfunk- und Fernsehnachrichten sind voll mit Berichten über langwierige, am Ende doch gescheiterte, neue mögliche und hoffnungsvoll im kleinen Kreis besprochene oder vor großem Publikum diskutierte Versuche für eine Regierungsbildung.
Aus dem Straßenbild allerdings ist die Politik in der Vorweihnachtszeit nun komplett verschwunden. Stattdessen sieht man vereinzelt Holzhütten, zwischen denen sich Menschenmassen drängen. Aber überall und unausweichlich haben sich die Wohngebiete beherrschend neue Akronyme - Griechisch für Abkürzungen - im gesamten Landkreis breitgemacht. DHL, DPD, GLS oder UPS ist auf Lieferwagen zu lesen, die in der Adventszeit weit mehr als im übrigen Jahr Gehsteige blockieren oder Autofahrer zu gefährlichen Überholmanövern verleiten. Gab es einst in Zeiten der alten Bundespost einen einzigen Paketdienst, der mit einem Auto nach und nach die Adressaten im Ort abklapperte, so kann es einem heute auf wenigen hundert Metern beispielsweise in der Karlsfelder Gartenstraße passieren, dass vier oder fünf Lieferfahrzeuge auf den dortigen Fahrradstreifen abgestellt sind. Für Radler, die auf die Kfz-Fahrbahn ausweichen müssen, kann der Konsumrausch der Vorweihnachtstage auf diese Weise gefährlicher werden als der Glühwein-Suri, wie der Bayer den Zustand nach dem Genuss von zu viel Alkohol nennt.