Mitten im Landkreis:Raser und Bremser

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Die widrigen Straßenverhältnisse derzeit zeigen deutlich: Regelmäßige Schulungen würden Autofahrern gut tun

Von Robert Stocker

Der Aberglaube hänge mit dem Bedürfnis des Menschen zusammen, rätselhafte Erscheinungen erklären zu können, erläuterte ein Experte neulich im Radio. Anlass war der Freitag der 13., an dem sich prompt eine Serie von Unfällen im Landkreis ereignet hat. Für manche der betroffenen Verkehrsteilnehmer mag das Datum eine Erklärung für ihr Missgeschick sein. Denn ein Freitag, der 13., verheißt ja nichts Gutes. Die Polizei dagegen brachte die Unglücksfälle nicht mit dunklen Schicksalsmächten, sondern mit dem widrigen Wetter in Verbindung, das ausgerechnet am Freitag, dem 13., herrschte. Es war stürmisch, die Straßen eisglatt - das soll im Winter vorkommen.

Dass es etwas windig und rutschig wird, war von den Meteorologen angekündigt. Das heißt aber nicht, dass sich alle Autofahrer darauf einstellen. Ein bisschen Eis auf der Straße? Mein Gott, was soll's. Sie haben schließlich Allradantrieb und Glättesensoren, da kriegt man auch auf einer Rutschbahn mit 80 Sachen die Kurve. Während manche die widrigen Straßenverhältnisse komplett ignorieren, stellen andere Autofahrer ihre Fahrweise nach dem Kalender um. Demzufolge beginnt der Winter am 21. Dezember, und von diesem Tag an schleichen sie auf den Straßen herum. Selbst wenn die Sonne scheint und kein Stäubchen Schnee auf der Fahrbahn liegt. Im Winter wird eben anders Auto gefahren, da ist es wurscht, in welchem Zustand die Straße ist. Wenn die notorischen Winterbremser zu einem Kreisverkehr kommen, kann den Autofahrern dahinter schon mal der Gaul durchgehen. Die Schleicher stoppen grundsätzlich an der Einfahrt, auch wenn im Kreisel weit und breit kein anderes Auto zu sehen ist. Dort bleiben sie so lange stehen, bis doch noch ein Wagen in den Kreisverkehr einfährt. Dann drücken die Bremser aufs Gaspedal, um schnell noch vor dem anderen Wagen einzuscheren.

Ein Busfahrer hat neulich bei einem Gespräch beklagt, dass die Schleicher sogar die Busse ausbremsen. Manchmal könne er deshalb seinen Fahrplan nicht einhalten. Busfahrer müssten alle fünf Jahre Schulungen machen, damit sie die Anforderungen erfüllen können. Das würde auch vielen Autofahrern nicht schaden. Genau.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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