Mitten im Landkreis:Nebelfreie Aussichten

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Auch in diesem Jahr ist das Zünden von Feuerwerkskörpern verboten. Eventuell eine Idee, die man auch für Zeiten, in denen die Intensivstationen nicht mehr so überfüllt sind, beibehalten könnte

Glosse von Anna Schwarz

Resteverwertung ist doch eine tolle Sache: Da wird aus der zerrissenen Jeans ein flotter Minirock, aus den längst abgelaufenen Schokonikoläusen ein leckerer Brownie oder den aussortierten Paletten ein mehr oder weniger gemütliches Bett. Auch die letzten Raketenreste werden dieser Tage verbraten und in den Sternenhimmel geballert: Zwei Tage nach Heilig Abend ging es schon wieder los. In der Nähe der Münchner Straße wurden Chinaböller gezündet - wohl explosive Überbleibsel aus den vergangenen Jahren. Denn in den Supermärkten gibt es heuer überhaupt keine Schnellzünder, Bund und Länder haben den Verkauf von Feuerwerken zu Silvester angesichts der überfüllten Krankenhäuser bundesweit verboten. Da atmen nicht nur Pflegekräfte zumindest ein klein bisschen auf, sondern auch einige Tier- und Umweltschützer, wie die Tierschutzorganisation Peta erklärt: "Millionen von Tiere leiden unter dem ohrenbetäubenden Lärm, den grellen Blitzen und den unbekannten Gerüchen. Feuerwerke versetzen die Tiere in Todesangst und Panik, für sie geht regelrecht die Welt unter." Und gerade zum Start ins neue Jahr sollte doch für niemanden die Welt untergehen!

Außerdem darf schon das zweite Jahr infolge nicht an belebten Plätzen geböllert werden, sondern höchstens auf privaten Grundstücken oder Balkonen. Das hat nicht nur für die hiesigen Altstadtbewohner Vorteile - sie behalten an Silvester klare Sicht und werden nicht vollgenebelt von Feierfreudigen, die ihre Pyrotechnik großzügig entlang des Altstadtrings entzünden, sodass das Gegenüber kaum mehr zu sehen ist. Auch das Dachauer Schloss muss keine übergriffigen Feuerwerkskörper fürchten.

Aber ein bisschen schade ist es doch schon, dass heuer nicht mit Pauken und Raketen gefeiert wird, oder? Denn wenn Pyrotechnik in den Nachthimmel schießt, werden sogar eingefleischte Antiromantiker manchmal sentimental und geben Laute von sich wie "Ooooh" , "Aaaah" und "Ach, wie schööön!". Hm, vielleicht gelingt es dem einen oder anderen ja in diesem Jahr zuhause im Warmen für ein Feuerwerk der positiven Gefühle zu sorgen: Mit einer spektakulären Musikeinlage zum Beispiel oder dem besten Silvesterdinner überhaupt. Und wer die Böller vermisst, der lässt eben die Sektkorken ein wenig lauter knallen. Damit wird wenigstens nicht tonnenweise Feinstaub in die Luft geblasen. Manche Ideen könnte man auch beibehalten, für Zeiten, in denen die Intensivstationen nicht mehr so überfüllt sind.

© SZ vom 31.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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