Mitten im Landkreis:Halloween ist (fast) ausgefallen

"Nichts Bemerkenswertes" sei in der Nacht auf Allerheiligen im Dachauer Land vorgefallen, sagt ein Polizist. Naja, richtig ist wohl eher: Fast nichts

Kolumne von Helmut Zeller

Nur gut, dass der Hebertshausener Bürgermeister Richard Reischl (CSU) am Donnerstag nicht die Stimme am Telefon der Dachauer Polizeiwache gehört hat. "Nichts Bemerkenswertes", sagte der Beamte, sei zu Halloween vorgefallen. Sonst wäre Reischl wahrscheinlich der Kragen geplatzt. In seiner Gemeinde hatte ein schräger Spaßvogel einen jungen Baum umgeknickt. "Dieser Baum kostete knapp 600€. Danke, jetzt ist er kaputt", postete der empörte Bürgermeister auf Facebook. "Und der Verursacher ist auch noch so feige und wird sich nicht zeigen. Toller Beweis von Mut und Kraft." Der Hinweis, dass der Übeltäter doch auch ein Hirsch gewesen sein könnte, macht es auch nicht besser. Auch das Viehzeug hat an Halloween keinen Freibrief, Gemeindeeigentum zu zerstören. Außerdem meint Reischl: Ja, "ein junger Hirsch". Da kann man ihm nur zustimmen. Aber der Polizeibeamte hat nicht nur eine 5500 Seelen zählende Gemeinde im Blick, sondern den ganzen Landkreis mit 145 000 Einwohnern. Und im Dachauer Land blieb es friedlich, während andernorts im Gebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord die Sirenen nicht verstummten. 94 Einsätze fuhr die Polizei. Neben den üblichen Ruhestörungen und Sachbeschädigungen kam es zu 14 Prügeleien mit 18 Verletzten. In Germering traktierten mehrere Jugendliche das Schaufenster eines Juweliers. Bisher kam der Polizei keine Untat sogenannter Horrorclowns zu Ohren. Wahrscheinlich saßen sie mit Unmengen Knabberzeug vor der Glotze und guckten gebannt "Die Rettungssäge", einen Werbefilm mit Dachauer Feuerwehrleuten. Dieses Kettensägenmassaker dürfte zum Gruseligsten und Härtesten gehören, was das Genre zu bieten hat.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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