Mitten im Landkreis:Ein zeitlos schönes Spiel

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Schafkopfen ist so wunderbar, weil es aus einfachen Regeln besteht, die zahlreiche Varianten eröffnen. Wer mag, kann das an diesem Dienstag auf dem Turnier des FC Pipinsried ausprobieren

Von Wolfgang Eitler

Ja, früher. Früher grasten auf dem Udldinger Hang die Rindviecher. Heutzutage verdichtet sich dort der Wohnungsbau zu einem im Volksmund "Schachtelhausen" genannten Stadtteil. Früher waren auch die Schafkopfstammtische legendär. Im Hinterland versammelten sich die Honoratioren. "Mei, des waren Zeiten", erzählt eine Wirtin. Wenn etwa Ärztepräsident Sewering mit Gefolge auftrat und den Schafkopf bis in die Morgenstunden hinein regelrecht inszenierte. Bayerisches Theater halt.

Heutzutage ist es eher so, dass man mit dem Namen des Arztes wegen der, zurückhaltend formuliert, eher unrühmlichen Vergangenheit des Arztes in Schönbrunn während der Nazizeit nicht mehr auftrumpfen kann, was der Wirtin durchaus bewusst ist. Legendär sind auch die heftigen Verluste reicher Bauern aus dem Hinterland, die in München nicht nur beim Schafkopfen Haus und Hof verspielten.

Im Landkreis Dachau ist noch in allen bayerischen Gaststätten Schafkopfen möglich. Aber die Runden werden weniger. Der Dachauer Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands, Michael Groß aus Bergkirchen, erinnert sich an die Zeiten, als die Spieler in der Wirtschaft lautstark auftrumpften. Da war freitags die Wirtschaft voll besetzt.

In München wurde kürzlich ein junges Frauenquartett aus einer Wirtschaft hinauskomplimentiert. Dabei freut sich jeder Brauchtumpfleger über solche jungen Leute. Bayernweit bieten sie schon Kurse an den Volkshochschulen an. In Altomünster, 17. März, Siggi Wenz. Der Nachname könnte als Künstlername durchgehen, weil das klassische Bubensolo genau so heißt. Es ist übrigens ein herausragendes Spiel voller taktischer Finessen.

Schafkopfen ist so wunderbar, weil es aus einfachen Regeln besteht, die zahlreiche Varianten eröffnen. Und manchmal darf man unfassbares Glück erleben. Vergangenen Samstagnachmittag: Herz Solo, sieben Trümpfe, eine Fehlfarbe. Kaum zu gewinnen; gerade mal zwei Ober. Aber was soll man tun, wenn das Blatt einfach nicht besser werden will? Der Mut der Verzweiflung. Arno, Georg und Omar spielten fehlerlos. Trotzdem: Endstand 61 zu 59 Punkte. Schafkopfen ist zeitlos schön. Wer Lust hat, kann schon an diesem Dienstag am Schafkopfturnier des FC Pipinsried teilnehmen, Beginn im Sportheim ist um 18.30 Uhr.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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