Mitten im Landkreis:Advents-Inferno der Feuerwehr

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Auch die Brandschützer haben einen Sinn für Tradition

Kolumne von Gregor Schiegl

Es dschingelbellt und glüht, es bowlen die Feuerzangen, und alles glänzt im LEDierten Lichterschein. Die Türchen des riesigen Adventskalenders an der Dachauer Rathausfassade klappen wieder auf, eins nach dem anderen; heute öffnen sie schon das vierte. Wer will, kann sich ergänzend einen eigenen Adventskalender mit Whisky, Bier, Speck, Schokolade, Müsli, Grillgewürzen oder Sexspielzeugen besorgen. Das Fest der Liebe ist inzwischen ein nahezu allumfassendes. Es fehlt nur noch der Adventskalender mit den schönsten Finanzprodukten. Warum nicht mal ein Derivat zu Nikolaus?

Im Kern ist die Weihnachtszeit aber immer noch ein Hort des Nostalgischen, Althergebrachten. Brennende Kerzen inklusive. Manche Zeitgenossen vergessen im Zeitalter des Bildschirmschoners allerdings, dass auch so ein Flämmchen gut beaufsichtigt sein will. Hat es einmal vom ausgetrockneten Adventskranz genascht, wird es schnell gefräßig, dann macht es sich über Teppiche und Gardinen her und legt sogar die Krippe der Heiligen Familie in Schutt und Asche. Das passiert leider alle Jahre wieder.

Deswegen weist die Kreisbrandinspektion Dachau darauf hin, dass "der sorgsamere Umgang mit Kerzenlicht und die größere Verbreitung von Rauchmeldern" in der Adventszeit "viele folgenschwere Brände" vermeiden könne. Außerdem wird empfohlen "ein entsprechendes Löschmittel für alle Fälle" bereitzuhalten, und sei es nur ein Eimer Wasser. Den schwelenden Verdacht, die Feuerwehrler seien allesamt verkappte Weihnachtsmuffel, erstickt der Kreisfeuerwehrverband Dachau schon im Keim: Auf seiner Facebook-Seite zeigt er bis Weihnachten in einem Online-Adventskalender jeden Tag ein neues weihnachtliches Feuerwehrmotiv, darunter auch einen aufgerollten Löschschlauch mit Kerzen. Ein Miniatur-Löschzug steht daneben, die Leiter ist ausgefahren und ein Ehrenamtlicher aus Plastik hält bereits die Wasserspritze im Anschlag, um das Adventsinferno zu löschen. Halt, nein: es ist ein riesiges Streichholz! Wir leben in brandgefährlichen Zeiten, fürwahr.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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