Mitten im Fasching:Wundermittel gegen Depression

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Krapfen sind nicht nur ein Gaumengenuss, sondern verbessern auch den zwischenmenschlichen Umgang

Kolumne Von Benjamin Emonts

Ganz ehrlich? Der Fasching kann auch etwas nervig sein. Die ganzen Betrunkenen, die wie Untote bei den Umzügen umhertorkeln. Der Müll. Die fürchterliche Musik. Die Wildbiesler. Das laute Gegröle. Zum Abgewöhnen ist das doch! Wirklich sinnvoll ist die Faschingszeit nur aus kulinarischer Sicht. Die bunten und gepuderten Faschingskrapfen der Dachauer Bäckereien, ob Schoko, Aprikose oder Vanille, schmecken jedes Jahr ganz vorzüglich und sind ein probates Mittel gegen die epidemisch um sich greifende Faschingsdepression. Richtig eingesetzt, das zeigt sich eigentlich an jedem Arbeitsplatz, heben sie auch die Stimmung.

Wenn man in der Mittagspause die umliegenden Bäckereien besucht, kann man den duftenden Krapfen kaum widerstehen. Wie in den meisten Bäckereien üblich, wird der Kunde mit einem Massenrabatt gelockt, falls man drei, fünf oder noch mehr Krapfen kauft. Der Preis, das macht die Sache noch schmackhafter, ist dann meist eine Schnapszahl wie 3,33 Euro für das Dreierpack. So ein Angebot schlägt am Ende keiner mehr aus.

In den Büros und Amtsstuben werden die süßen Gebäcke großherzig an die Kollegen verteilt, man kann sich ihrer Freude darüber sicher sein. "Mei, das ist aber nett von dir", lobt dann etwa der Mitarbeiter, der sonst nicht so hoch in der Gunst des Schenkenden rangiert. Krapfen sind also nicht nur ein Gaumengenuss, sondern verbessern auch den zwischenmenschlichen Umgang.

Nach hinten kann der Schuss allerdings losgehen, wenn mehrere Kollegen gleichzeitig auf die Idee kommen, Krapfen zu kaufen - selbstverständlich ohne vom Plan des anderen zu wissen. An solchen Tagen sieht der Krapfenkäufer dem Mitarbeiter schon aus der Ferne an, dass er selbst bereits zwei der Hefegebäcke intus hat. "Du lass mal, ich hatte heute schon Krapfen", sagt er und gibt seinen Worten kopfschüttelnd Nachdruck. Nimmt man die übrigen Krapfen dann mit nach Hause zu seiner Familie, hört man sie nur jammern: "Mei, schon wieder Krapfen." Dann schlägt die Faschingsdepression wieder zu.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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