Mit der Ruhe ist es vorbei. Spätestens Ostern werden sie kommen. Sie werden die besten Plätze im Kapplerbräu in Altomünster besetzen, Selfies im Dachauer Hofgarten machen, bei Metzger Braun in Wiedenzhausen Weißwürste verzehren, sie werden am Karlsfelder See ihre Picknickdecken ausbreiten und keinen einzigen Fahrradstellplatz am Biergarten Mariabrunn übrig lassen. Touristen. Kein Weg führt mehr an der Mooslandschaft vorbei. Dachau ist das neue Starnberg. Die Heimat-Fachzeitschrift Servus hat dem Dachauer Land eine Geschichte in seiner April-Ausgabe gewidmet.
"Bretteben", heißt es da, breite sich die Niedermoorlandschaft zu Füßen der Großen Kreisstadt aus. Das tut schon ein bisschen weh. Anders als bei Models sind "flach" und "mager" bei Landschaften eher keine Erfolgseigenschaften. Daran ändert auch die Mode nichts. Zudem, heißt es im Bericht, sei vom Niedermoor nicht mehr viel übrig, man müsse schon die Einheimischen fragen, wenn man es noch finden wolle, das Ursprüngliche. Den Ton kennt man. Von Reisereportagen über Mallorca. Da soll es auch noch irgendwo ursprünglich zugehen.
Mit Ausdauer haben die Landkreisbewohner daran gearbeitet, von Touristen wahrgenommen zu werden. Mehr als 2400 μMenschen hat Dachau Agil auf der Messe f.re.e mit Radwanderkarten und dem Gaststättenführer "Genuss im Dachauer Land" versorgt. Der Bayerische Rundfunk kann ohne Beiträge aus dem Kloster Altomünster und der lesefreudigen Gemeinde Röhrmoos (Dienstagabend, 17.30 Uhr) kaum noch sein Programm füllen. Niemand aber beschreibt die "unaufdringliche" Schönheit dieses "beschaulichen Stücks Oberbayern" mutiger als die Publikation aus dem Salzburger Red Bull Media House: Das Dachauer Land liege vor dem Betrachter "wie ein frischgrünes Osternest". Da hat beim Texten wohl eine Flasche Eierlikör vom Bentenrieder Hof in Prittlbach geholfen.