MITTEN IM ALL:Über Dachau-Ost zum Mond

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Die US-Weltraumbehörde ermöglicht Touristen einen Urlaub im All. Beim Dachauer Verein zur Förderung der Raumfahrt ist ein Ausflug in den Weltraum wesentlich günstiger

Von Helmut Zeller

Das trübe Novemberwetter lädt zum Verreisen in die Ferne ein. Möglichst in südliche Gefilde - sofern der Klimawandel noch etwas davon übrig lässt. Wer der Kälte, der schadstoffbelasteten Luft oder einfach dem ganz alltäglichen Wahnsinn entfliehen möchte, dem öffnet sich jetzt eine Tür. Besonders viel Abstand und Abwechslung verspricht der Urlaub auf der Internationalen Raumstation ISS. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa ermöglicht künftig Weltraumtouristen den Urlaub im All. Das geht natürlich nicht ganz ohne Vorbereitung: Ein, zwei Seminartage zur Steigerung der allgemeinen Konstitution sollten spacesüchtige Dachauer schon vor Reiseantritt belegen - etwa beim ASV, der für jedes Körperteil etwas im Programm hat. Dann rasch noch ein Gesundheitscheck, falls man auf die Schnelle beim Arzt einen Termin bekommt. Sonst eben ohne auf ein letztes Bier mit Freunden im Café Gramsci in der Altstadt - falls noch ein paar Cent übrig sind, um eine Runde zu schmeißen. Denn allein für den Hin- und Rückflug der jeweils dreißigtägigen Reise verlangt die Nasa pro Kopf 58 Millionen Euro. Und das Leben an Bord der Raumstation kostet pro Tag 31 000 Euro.

Das werden sich die wenigsten in Dachau leisten können, für die meisten ist schon eine ordinäre Drei-Zimmer-Wohnung kaum mehr erschwinglich, geschweige denn so eine Kreuzfahrt im Sternenmeer. Aber die Dachauer müssen nicht Trübsal blasen: Zum einen wird man von ihnen einmal als der Gruppe sprechen, die an der Vermüllung des Weltraums durch Touristen keine Schuld trage. Und dann ist da ja noch der Verein zur Förderung der Raumfahrt. Der lädt für Samstag, 23. November, um 18 Uhr zum Space-Abend im Bürgertreff-Ost ein. Alles dreht sich diesmal rund um den Mond und seine Welten: Krater, Ozeane und Methanseen. Vorträge von und Gespräche mit Raumfahrtexperten und Astrophysikern, und es gibt auch Getränke und leckere Häppchen, nicht diesen Breimatsch aus der Tube wie im Raumschiff. Man stelle sich vor: Das alles gibt es für null Cent. Vorgestellt wird auch das neue Mondlandeprogramm der USA, 50 Jahre nach Apollo. "Dieses Mal kommen wir, um zu bleiben", hat man sich bei der Nasa fest vorgenommen. Das wäre auch verwunderlich, wenn die nicht als erste das sinkende Erdenschiff verließen. Und die zentrale aller zentralen Fragen: Gibt es Leben dort draußen? Jetzt, vor dem Touristenansturm, wahrscheinlich schon noch.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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