Mit Geduld und guten Argumenten:Regionaler Klimaschutz

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Der geschäftsführende Vorstand Fritz Nustede (Mitte), wird verabschiedet (v. li.): Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann, Sabine Schöttle, Vereinsvorsitzender Peter Felbermeier und Birgit Rasenberger. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Verein Dachauer Moos arbeitet im Stillen und hat in den vergangenen 32 Jahren viele Naturprojekte erfolgreich gegründet. Der ehemalige Karlsfelder Bürgermeister Fritz Nustede war von Beginn an dabei. Jetzt zieht er sich zurück

Von Petra Schafflik, Bergkirchen / Eschenried

"Wir haben einiges mehr erreicht, als wir bei der Gründung des Vereins Dachauer Moos zu hoffen gewagt haben", freut sich Fritz Nustede. Renaturierung, Umweltbildung, Bio-Diversität - unterschiedlichste Projekte wurden umgesetzt mit dem Ziel, die naturnahe Moos-Landschaft zu sichern und zu entwickeln. Von Anfang an mit dabei in der 1995 gegründeten Organisation war und ist der langjährige Karlsfelder Bürgermeister Fritz Nustede (SPD), der als Gründungsinitiator und Motor entscheidende Impulse setzte. Bis 2008 engagierte sich Nustede als Vorsitzender, seit seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt danach als geschäftsführender Vorstand. Weil aber Verpflichtungen nicht mehr das Richtige sind, "wenn man langsam auf die 80 zugeht", wie der 78-jährige Nustede augenzwinkernd sagt, zieht er sich nun aus dem offiziellen Leitungsteam zurück. Natürlich werde er dem Verein eng verbunden bleiben. "Ich mache so weiter wie bisher, nur nicht offiziell", sagte Nustede, der jetzt von der aktuellen Führungsriege des Vereins verabschiedet wurde. "Dieses wandelnde Lexikon wird uns wirklich abgehen", sagte Haimhausens Bürgermeister und Vereinsvorsitzender Peter Felbermeier (CSU).

Der Verein Dachauer Moos, in dem neun Kommunen und zwei Landkreise zusammenarbeiten, wirkt oft ein wenig abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Dennoch oder gerade deshalb hat diese Kooperation zum Erhalt der naturnahen Mooslandschaft viel erreicht, ehrgeizige Umweltprojekte umgesetzt und eine neue Wertschätzung für die Natur vor der Haustür vermittelt. Doch nicht alle Vorhaben konnten umgesetzt werden, erinnert sich Nustede. "Eine Herzensangelegenheit war zu Beginn, das historische Kanalsystem wieder ein wenig aufzurüsten, das ist nicht so gelungen." Die im Barock angelegten Wasserläufe, welche die Schlösser Nymphenburg, Schleißheim und Dachau verbanden, stehen in ihrer Länge von 50 Kilometern unter Denkmalschutz und sollten wiederhergestellt werden. "Das scheiterte letztlich am Geld", so Nustede.

Viele andere Vorhaben konnten realisiert werden, wenn auch oft nach langwieriger Überzeugungsarbeit. Denn anfangs, erinnert sich Nustede, "gab es erhebliche Vorbehalte der Landwirte." Doch mit Geduld und guten Argumenten ist es gelungen, die Bauern für ökologische Vorhaben zu gewinnen. "Inzwischen gibt es ein großes Vertrauen", betont Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann (CSU), stellvertretender Vereinsvorsitzender.

Zu den wichtigen Erfolgen zählt Nustede die Renaturierung des Kalterbachs und das 2013 gestartete Biodiverstitätsprojekt zur Stärkung der Artenvielfalt. Impulse in der Bildung setzt das "Umwelthaus" am Obergrashof. "Kinder in der Stadt wissen nicht mehr, wo Lebensmittel herkommen", betont Nustede. Beim Umwelthaus erhalten Schüler in Kooperation mit der angrenzenden Biogärtnerei Obergrashof die Chance, selbst Radieschen zu ernten, Kräuter zu säen und mit heimischem Gemüse zu kochen.

Eine Erfolgsgeschichte, sagt Vereinsgeschäftsführerin Sabine Schöttl. "Jährlich kommen 1000 Schüler, wir könnten das Vielfache buchen, die Nachfrage ist enorm." Der Verein reagiert mit dem Aufbau einer zweiten Station in Kaltmühle, direkt in den Amperauen. Dort wird es Angebote zur Gewässerökologie geben, die Themen Landwirtschaft und gesunde Ernährung bleiben am Obergrashof.

Zurück zu den Ursprüngen führt jetzt ein neues Projekt: Im Naturschutzgebiet Schwarzhölzl auf Karlsfelder Flur und im Inhauser Moos bei Haimhausen wurden in einer Studie noch ursprüngliche Torfschichten gefunden, wie sie die Mooslandschaft früher prägten. In Haimhausen, wo der Gemeinde Flächen gehören, will man nun die trockengelegten Böden wieder wässern. Ein Vorhaben, das nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch der heimischen Landwirtschaft dient. Denn aus trockenen Torfböden strömen permanent Treibhausgase, die ein feuchter Boden bindet. "Zwischen 1985 und 2015 hat sich der Torfkörper halbiert", sagt Schöttl. Die Befeuchtung des Bodens soll nun helfen, das Klima zu schützen und wertvollen Ackerboden zu erhalten.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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