Medien:Gerüchte stoppen

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Ein Vortrag informiert über den Einfluss von Falschnachrichten

Mit der gezielten Verbreitung von Falschnachrichten befasste sich ein Vortrag im Ludwig-Thoma-Haus. Das Thema betrifft insbesondere auch Stadt und Landkreis Dachau. So ging 2016 Landrat Stefan Löwl (CSU) allen Gerüchten über Geflüchtete im Landkreis Dachau nach. Er entlarvte sie durchwegs als Schwindel. Weder mussten Supermärkte wegen Diebstählen durch Geflüchtete schließen noch wurden ihnen Bordellbesuche bezahlt. Ähnliche Fälle kennt Damian Groten von der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (Firm). "Fake News als Werkzeug der extremen Rechten in Deutschland" lautete der Titel des Vortragsabends, der vom Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. gemeinsam mit dem Kreisjugendring Dachau veranstaltet wurde. Unterstützung gab es vom Bundesprogramm "Demokratie leben!".

Groten zeigt auf: In einer Vielzahl völkischer, fremdenfeindlicher und letztlich rechtsextremer Medien werden journalistisch arbeitende Medien der Lüge bezichtigt. Gleichzeitig verbreiten diese neurechten Medien selbst umso dreister eigene Lügen. Besonders aktiv ist dabei die AfD, welche nach den Erfolgen bei Landtags- und Bundestagswahlen, aber auch durch Großspenden, umfangreiche Ressourcen zur Verfügung hat.

Persönlichkeitsrechte oder Rechte am eigenen Bild interessieren die Erzeuger von sogenannten Fake-Memes, die Bilder mit gänzlich sinnenstellenden Zitaten verknüpfen, nicht. Damian Groten hebt hervor, dass die Fake News keine Einzelnachrichten, sondern umfassende Kampagnen sind, die Narrative über verschiedene multimediale Netzwerke verbreiten. Von Facebook und Twitter über einschlägige rechte Propagandaplattformen, die oft ihren Sitz in fernen Ländern haben, um der deutschen Justiz zu entgehen, schaffen es diese Kampagnen, wie kürzlich die gegen den UN-Migrationspakt, manchmal auch in die Medien. Groten grenzt die rechtsextremen Kampagnen und Portale eindeutig von Journalismus im Allgemeinen ab, weil es hier nicht um Berichterstattung sondern um Verbreitung von Feindbildern geht - und zwar unabhängig von der Faktenlage.

Es handele sich bei Fake News um weitreichende Kampagnen, die sich gegen die Medien, gegen Geflüchtete und besonders gegen Menschen aus arabischen Ländern richten. Eine besondere Zielscheibe sind Politiker. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird besonders häufig angegriffen. Groten zeigt zum Beispiel ein Bild von einer verprügelten Frau, das mit einem angeblichen Merkel-Zitat verknüpft wurde: "Wir müssen die Gewalt von Migranten akzeptieren", heißt es dort.

Dass Frau Merkel dies nie gesagt hat, interessiere die Verfasser nicht. Entscheidend seien für sie die Gefühle, die bei den Lesenden hervorgerufen werden, die sie zum Weiterverbreiten anstacheln - Hass spricht und Hass motiviert leider auch, so erklärt Groten. Die Wirksamkeit des Netzdurchsetzungsgesetzes erkennt der Experte an. Eine Verschärfung weiterer Gesetzen hält er jedoch für wenig sinnvoll. Die bestehenden Normen müssten konsequent angewendet werden.

© SZ vom 19.12.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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