MD-Gelände:Abbrucharbeiten und Aufbruchsgeist

Lesezeit: 3 min

Auf dem ehemaligen MD-Gelände haben die Arbeiten begonnen. Und bei der Vorstellung des neuen Planer-Teams auf einer Pressekonferenz zeigt sich: Die Harmonie zwischen Stadt, Eigentümern und Planern scheint gewährleistet

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es wird gearbeitet. Und wie. Alle zwei bis vier Wochen treffen sich Planer, Eigentümer, Mitarbeiter des Stadtbauamts. Und auf dem MD-Gelände selbst wird gebaggert. Hier wird nicht nur von Juli an auf dem ehemaligen Holzlagerplatz die Erde ausgehoben, die durch den Betrieb der Papierfabrik belastet ist. Bereits im Gange sind auch Abbrucharbeiten auf dem zentralen Gelände. Dort muss Platz geschaffen werden für den Abraum vom Holzlagerplatz. Von der Erde werden jeweils Proben entnommen. Dann wird entschieden, wie und wohin sie entsorgt wird. Etwa 64 000 Kubikmeter Erde sollen abgeräumt werden. Danach ist der Rest des Geländes an der Reihe.

Die Tage des Heizkraftwerks sind gezählt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit einem neuen Büro geht es nun in die konkreten Planungen für das ehemalige MD-Gelände im Herzen der Stadt Dachau. Die Wettbewerbsgewinner Trojan und Trojan hatten im vergangenen Jahr ihre Zusammenarbeit mit der Stadt beendet. Sie waren für die Gestaltung, für die großen Linien zuständig. Nun muss das alles in einen Bebauungsplan übersetzt werden: Erschließungsstraßen, die Anordnung von Wohnhäusern und Gewerbeblöcken, Freiflächen, Wegeverbindungen, Bäume. Es wird ein großes und umfassendes Werk werden, an dem Caroline Dittrich und Christian Böhm vom Münchner Büro BGSM zusammen mit den Landschaftsarchitekten Lohrer Hochrein vermutlich mehrere Jahre arbeiten werden. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) stellte das neue Planer-Team am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vor.

Der ziemlich rostige Wasserturm bleibt nach langen Diskussionen nun doch stehen und soll irgendwann an Ort und Stelle saniert werden. (Foto: Toni Heigl)

Die Stadt und die Eigentümerin Isaria DEG sind zufrieden mit der Wahl. Man kennt sich. BGSM hat bereits am Allacher Isaria-Projekt gearbeitet und in Dachau die Bebauungspläne für die Gewerbegebiete Südlich Siemensstraße und das ehemalige Seeber-Gelände erstellt.

Die Zeitvorstellungen sind etwas unterschiedlich. Das Bauleitplanverfahren könne zwei bis drei Jahre dauern, sagt Dietmar Sagmeister vom Stadtbauamt. "Wir hoffen auf ein Baurecht Ende 2020", sagt Michael Gerstner, Projektentwickler von der Isaria DEG. Ein wichtiger Schritt für alle war die Entkopplung des Bebauungsplans von den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn. Diese werden notwendig wegen der geplanten Untertunnelung der Bahntrasse. Die Freisinger Straße soll tiefergelegt werden. Die Planungsvereinbarung mit der Bahn sei geschlossen, sagte Markus Hoffleisch vom Tiefbauamt. Bis das Planfeststellungsverfahren, das viele Jahre in Anspruch nehmen kann, überhaupt beginnt, wird es aber noch dauern. Es müssen erst noch Planer dafür gefunden werden. Allein das Ausschreibungsverfahren ist aufwendig.

So sah es 2007 im letzten Betriebsjahr der MD-Papierfabrik noch aus: Massenweise Stämme am Holzlagerplatz südlich der Ostenstraße warten auf die Verarbeitung. (Foto: Toni Heigl)

Etwas amüsiert merkt Stadtplaner Christian Böhm an, dass man ein so großes Interesse einer Kommune an einem Bauprojekt eigentlich nicht kenne. Aber das MD-Gelände ist eben etwas besonderes und die Stadt Dachau ist es wohl auch. Jedenfalls werden Verwaltung und Stadtrat nicht müde zu betonen, dass die Stadt die Planungshoheit hat. Weil sie nämlich letzten Endes alles absegnen und genehmigen muss. Absehbar ist, dass sich die Stadträte noch einmal Gedanken darüber machen müssen, welche Art von Gewerbe sie sich auf dem MD-Gelände vorstellen. Beim Beschluss 2015 hatte eine knappe Mehrheit ein Kerngebiet durchgesetzt, was SPD und Bündnis für Dachau furchtbar aufregte.

Gemeinsam für ein ambitioniertes Projekt: Der Oberbürgermeister Florian Hartmann (Mitte) im Gespräch mit Christian Böhm vom Münchner Planungsbüro BGSM (links) und Bauamtsleiter Moritz Reinhold (rechts). (Foto: Niels P. Joergensen)

Klar ist schon, dass es entlang der Bahn eine gewisse Gebäudehöhe geben muss - diese Häuser dienen als Lärmschutzriegel für die Wohnstraßen. Die Lärmschutzfragen werden dereinst auch den Zeitplan der Bebauung bestimmen. Denn einziehen können Menschen erst in ein Haus, das allen derzeit geltenden Schutzstandards entspricht. Platz für Büros, Verwaltungen oder andere gewerbliche Nutzungen wird im nördlichen Eck jenseits der Bahngleise an der Freisinger Straße und entlang der Gleise in Nord-Süd-Richtung entstehen.

Stadt, Landkreis und Bezirk haben auch ein konkretes Eigeninteresse an der Entwicklung des Geländes. Sie planen zusammen ein neues Museum zur Geschichte der Arbeiter- und Industriekultur im Bezirk Oberbayern. Hartmann sagt nun, er hoffe, dass bis zur Sommerpause eine erste Analyse vorliege, aus der sich eine Kostenschätzung für den Museumsbau ableiten lässt.

Wesentlich für den Fortgang des Projekts sei, dass nun bereits die Altlasten vom Gelände entsorgt werden, während parallel Baurecht geschaffen wird. Hartmann wirkt erleichtert. "Wir müssen nun nicht mehr darüber nachdenken, was passiert, wenn der Bauherr pleite gehen würde." Bauamtsleiter Moritz Reinhold lobt die Investoren von der Isaria DEG. "Das ist ein hoher Vertrauensvorschuss des Eigentümers." So viel gemeinsamer Aufbruchsgeist war wohl noch nie zu hören.

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: