Lkw-Hersteller:Gegen den "Kahlschlag"

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Der MAN-Betriebsrat kämpft hart gegen den geplanten Stellenabbau

Von Christiane Bracht, München/Dachau

Es ist ein echter Kampf, den Saki Stimoniaris da führt. Der härteste, den er je mit dem Vorstand der MAN ausfechten musste. Seit Mitte September geht der Betriebsratsvorsitzende von Meeting zu Meeting, redet mit Politikern, wirbt um Unterstützung, organisiert coronakonforme Proteste mit der Belegschaft und leistet Widerstand gegen die "Arbeitsplatzvernichtung", wie er es nennt. Denn der Vorstand will im großen Stil Stellen abbauen, einige Niederlassungen sogar ganz schließen. Das sorgt für Wut und Enttäuschung im Münchner Stammwerk, zu dem auch die Dependencen in Karlsfeld und Dachau gehören. Denn auch hier sollen Teile ausgelagert werden und etwa 3000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. "Ein Kahlschlag", schimpft Stimoniaris. Es dürfe nicht sein, dass die Beschäftigten für schwere Managementfehler büßen müssten. Nur zwei Wochen später flattern den Beschäftigten die Kündigungen ihrer Jobgarantie bis Ende 2030 ins Haus. Damit hat der Vorstand den Weg für betriebsbedingte Kündigungen frei gemacht. "Ein Kulturbruch", erzürnt sich Stimoniaris und erhebt Klage vor dem Arbeitsgericht München. Die Jobgarantie sei genau für diese Zeiten gemacht, eine Kündigung unwirksam, sagt er. Der erste Prozesstermin platzt. Er ist nun im Januar.

Unterdessen versuchen Bundes- und Landespolitiker zu vermitteln. Die beiden Bundestagsabgeordneten von Dachau Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) und Katrin Staffler (CSU) wagen sogar einen Schulterschluss, um gemeinsam für die etwa 2600 Mitarbeiter, die im Landkreis Dachau wohnen, etwas zu erreichen. Sie bieten dem Unternehmen Hilfen an, betonen jedoch wie wichtig es sei, den Beschäftigten die Möglichkeit einer Umschulung einzuräumen und möglichst viele zu behalten. Auch der SPD-Kollege Michael Schrodi setzt sich ein: "Wir müssen alles tun, um das Unternehmen hier zu halten", sagt er. Landrat Stefan Löwl (CSU) signalisiert Kooperationsbereitschaft: "Wenn das Unternehmen Flächen braucht, sind wir bereit, sie ihm zuzugestehen." Verkehrstechnisch will er ebenfalls Verbesserungen erzielen. Doch der Vorstand bleibt bei seiner Position. Saki Stimoniaris unterbricht schließlich ernüchtert die Verhandlungen, holt den Vorstand von VW und Traton mit ins Boot. Mitte Dezember wägt man sich auf der Zielgeraden, doch der Teufel liegt im Detail. Bis zur weihnachtlichen Betriebsruhe gelingt keine Einigung.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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