Landschaftsmalerei:Vielschichtiger Wald

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Angelika Mundorff und Eva von Seckendorf (von links) haben sich für die Ausstellung sogar Bilder extra aus Schwerin schicken lassen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Museum Fürstenfeldbruck sind in einer Parallelausstellung zu der in der Dachauer Gemäldegalerie Arbeiten zu sehen, in denen sich Sehnsüchte und Ängste widerspiegeln

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck

Der Wald, in dem sich Hänsel und Gretel verirren, ist dunkel und unheimlich. Der, in dem Georg Büchner seinen Lenz wandern lässt, ist nebelig, ausgedörrt, voller Unbehagen. Und im Erlkönig hört das fiebrige Kind, wie die Blätter bedrohlich rascheln und Geister beschwören. Dass der Mensch, seine Kultur, seine Überzeugungen und Gesinnungen gerne spiegelt, wenn er die Natur darstellt, zeigt sich nicht nur bei den großen Literaten, sondern auch in der Malerei. Auf dieser innigen Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Wald, liegt auch der Fokus der neuen Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck.

Eva von Seckendorff und Angelika Mundorff haben mit "Waldbilder" eine erlesene Sammlung von 125 Objekten zusammengestellt, die alle auf ihre individuelle Art und Weise den Wald darstellen. Das meiste sind Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert - der Wald hatte in der Romantik Konjunktur -, es sind aber auch Radierungen, Zeichnungen und Fotografien zu sehen. Das älteste Bild setzt am Ende des 17. Jahrhunderts an, auf der Höhe des Barocks, zu den neusten Bildern zählen Fotografien von Gerhard Richter, einem der bekanntesten zeitgenössischen Künstler, der seine Waldfotos mit groben Farbflecken übermalt, um dem Betrachter der ach so schönen Waldszenerien die Naivität seines Blicks wieder zurückzuwerfen.

Der Holländer Adriaen van de Velde malte 1668 einen nachdenklichen Hieronymus an einer Eiche, den Löwen zu seinen Füßen, dem er einen Dorn aus der Pranke gezogen haben soll. Ganz in sanften Brauntönen gehalten, verspricht die Landschaft Seelenruhe. Das rote Tuch des dargestellten Theologen sticht heraus, wohl auf seine Stellung hindeutend, der Himmel kokettiert mit einem leichten Blauton in der Ferne. Ansonsten Ruhe. Seckendorff und Mundorff haben das Gemälde aus Schwerin kommen lassen. Andere Bilder sind aus der näheren Umgebung, zum Beispiel aus der Sammlung der Brucker Sparkasse.

Einer, dessen Name nicht unerwähnt bleiben darf, wenn es um die gewaltige Metaphernkraft des Waldes geht, ist der Romantiker Caspar David Friedrich. Bei dem "Chasseur im Walde" beispielsweise, nutzt er die Leinwand unmissverständlich für politische Aussagen - die stolzen, aufrechten, deutschen Fichten versperren dem feindlichen Franzosen während der Napoleonischen Kriege den Weg. Das Bild und sein Maler Friedrich sind zwar bei der Ausstellung in Fürstenfeldbruck nicht zu sehen, da sich kleine Museen die Versicherung für solche Werke gar nicht leisten könnten. Aber die Ausstellung versteht es trotzdem und ganz ohne Einbußen, den Betrachter auf die politische und gesellschaftliche Komponente des Waldes und seiner Darstellungen aufmerksam zu machen.

Der Maler Willy Reinhardt zeigt ein ganz und gar ausgedünntes Waldstück, kaum mehr eine Nadel hat die dürre Fichte, kaum mehr ist der Boden grün - es ist 1947, "Nach dem Sturm" zeigt den Wald von Grafrath, trostlos einerseits, leer und daher auch wieder hoffnungsvoll vor blauem Himmel andererseits.

Die Werke wurden von den Kuratorinnen sorgfältig in Kategorien eingeteilt - der Wald als Ort des Erhabenen, des Patriotischen, der Wildnis, der ökonomischen Interessen, des Märchens. Dabei haben sie bewusst die Grenzen des Materials, der Epoche und des Stils übergangen. Manches Mal muss ein Einzelwerk deshalb die Aufmerksamkeit einbüßen. Meist gewinnt das Konzept dadurch aber an Aussagekraft: Waldbilder transportieren immer auch den Blick des Künstlers. Was die Hängung der Kuratorinnen ebenfalls offen legt, ist der dritte Blick, der des heutigen Betrachters.

Austellung "Waldbilder" im Museum Fürstenfeldbruck, Vernissage am Donnerstag, 17. Mai, von 19.30 Uhr an, die Ausstellung ist bis zum 14. Oktober zu sehen.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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