Kulturfestival:Afrika im Zelt

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"Jobarteh Kunda" entführen ihr Publikum auf dem Maks-Festival mit Kora und überraschenden Geschichten in eine andere Welt

Von Anna-Elisa Jakob, Dachau

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Erstaunliches präsentiert der Kinderzirkus...

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(Foto: Niels P. Joergensen)

...auf der Galavorstellung im Maks-Zelt.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Jesse Garon...

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

...und Jobarteh Kunda unterhielten indes mit Musik und Geschichten.

Mitten auf der Ludwig-Thoma-Wiese stand am Wochenende ein kleines Zirkuszelt: dunkelblau, mit gelben Sternen. Es war das Herzstück des Dachauer Kulturfestivals Maks. Der Blick an der geöffneten Zeltplane vorbei ins Innere weckte eine geheimnisvolle Zirkusstimmung. Ganz besonders am Freitagabend: Auf der Bühne stand "Jobarteh Kunda", ein Ensemble für afrikanische und karibische Musik. Die vier Musiker verbinden Rhythmus und Melodie mit dem Erzählen von Geschichten. Diese begannen mit klassischen Phrasen wie "Es war einmal ein König...", dazu spielte die Band begleitende Rhythmen - am Ende nahm die Geschichte jedes Mal eine Wendung, die das Publikum zum Lachen brachte. Erzähler war Tormenta Jobarteh, manchmal im Dialog mit seiner Tochter Yasmina Jobarteh. Dazu spielte Tormenta Jobarteh auf der Kora, einer westafrikanischen Stegharfe, die er um den Bauch geschnallt hatte und mit beiden Händen gefühlvoll die einzelnen Saiten zupfte.

Tormenta Jobarteh ist in München aufgewachsen, ging jedoch vor rund zwanzig Jahren nach Westafrika. Das Spiel der Kora erlernte er dort von einem westafrikanischen "Griot" - einem Musikanten, Geschichtenerzähler und Berater in einer Person. Sein Mentor adoptierte ihn später und gab Tormenta Jobarteh die Traditionen und Pflichten eines Griots weiter. Die Aufgabe des Musizierens und Erzählens prägt seitdem Jobartehs Leben und Schaffen: Mit seiner Band tourt er seitdem zu internationalen Festivals und zu pädagogischen Einrichtungen.

Nach der ersten Geschichte wechselte Tormenta Jobarteh nach hinten an das Schlagzeug, Humphrey Cairo trat ans Mikrophon - und der Reggae begann. Die Besucher im Zelt packte ein synchrones Fußwippen, die karibischen Melodien erfüllen die Zuschauerbänke, von nun an waren wirklich alle Augen nach vorne gerichtet. Gitarrist Felix Occhionero, auf dem Kopf ein leuchtend blauer Turban gewickelt, begleitet das Spiel konzentriert, stets mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Auch in akrobatischer Hinsicht zeigte sich der Kinderzirkus im Maks-Zelt in Hochform. (Foto: Niels P. Joergensen)

Voll besetzt waren die Bänke im Inneren des Zeltes an diesem Abend allerdings nicht, nur rund zwanzig Besucher erschienen zu dem Konzert. Dabei schien der Auftritt als das Highlight des Festivals angelegt, das Konzert von "Jobarteh Kunda" im übrigen auch der einzige Programmpunkt, für den die Organisatoren des Echo Vereins Eintritt verlangten.

Als MAKS im vergangenen Jahr das altbewährte Amperitiv-Festival ablöste, wurde die gesamte Veranstaltung verkleinert, es gab weniger Zelte, das Angebot auf der Thoma-Wiese wurde verringert. Grund dafür war vor allem die fehlende Anzahl freiwilliger Helfer, die das Festival unterstützen konnten. So sanken allerdings auch die Organisationskosten und die Veranstaltungen konnten bis auf die Ausnahme des Konzerts von "Jobarteh Kunda" in diesem Jahr kostenlos angeboten werden. Die Veranstalter führten außerdem den Dachauer Kindertag ein, der in diesem Jahr sogar noch ausgebaut wurde und zugleich den Start der Dachauer Sommerspielaktion markierte. Das Maks - die Abkürzung bedeutet "Musik, Action, Kultur, Spiel" - fand in diesem Jahr noch einmal deutlicher zu den Wurzeln des Amperitivs zurück: Familienfreundlich organisiert, der Schwerpunkt auf kulturellen Angeboten für Kinder und das Zusammenbringen mehrerer regionaler Bands.

"Jobarteh Kunda" schaffte es am Freitagabend trotz geringer Besucherzahlen eine starke Atmosphäre zu schaffen - das lag an der Musik, der Ausstrahlung der Künstler, aber auch an dem gelungenen Zusammenspiel von Kulisse und Licht. Die leicht staubige Luft spiegelte sich im Scheinwerferlicht, ein Blick an die Zeltdecke zeigte einen Himmel aus hellgelben Sternen auf dunkelblauem Hintergrund. So war das Zirkuszelt auf der Thoma-Wiese: beschaulich, klein, etwas Besonderes.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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