Künstlerin Annekathrin Norrmann:Auszeit ohne Eier

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Annekathrin Norrmann, Künstlerin: "Wir machen Weihnachten nix und Ostern nix. Die Palmkätzchen und Osterglocken wachsen von allein raus - auch ohne unser Zutun. Manchmal gibt es Nougat-Eier, aber die Form ist dann eher zufällig. Wir legen einfach keinen Wert auf Ostern, früher als meine Mutter noch lebte, war das anders. Jetzt ist es manchmal so, dass jemand von der Familie zu uns kommt, um sich eine Auszeit zu gönnen von dem ganzen Trubel. Dieses Jahr nutzen wir die freien Tage, um einen Freund zu besuchen. Er ist auch Künstler. Wir kennen uns schon sehr lange. Ich freue mich, sein Atelier zu sehen, das ist interessant. Momentan richtet er sein Haus her. Alles ist im Umbruch, auch sein Arbeitsraum. Da hängen dann die Bilder anders. Das ist spannend. Es ist wie wenn Menschen zusammenstehen und reden. Kommt einer dazu, entsteht ein anderes Gespräch. Wie ein Gemurmel von Dingen, nur dass es mit Schauen zu tun hat. Es gibt auch immer etwas Neues, aber mein Freund ist verschwiegen. Er hat nichts angekündigt. Es ist mehr wie bei einer Brautschau. Man weiß, es wird stattfinden, aber sonst tappt man im Dunkeln. Er macht Speed-Rikschas, Fotos, Filme und Objekte. Der Anlass unseres Besuchs ist eigentlich banal: Ich bringe ihm ein paar Dinge, die er nach seiner letzten Ausstellung bei mir gelagert hat und die mir auf Dauer ein bisschen im Wege stehen. Aber wenn wir zusammen sind, tauschen wir uns auch immer aus, bereden, was in einem vorgeht, wenn man ein Werk des anderen betrachtet. Unsere Einstellung trifft sich. Wir teilen das gleiche spielerische Vorgehen bei der Arbeit. Highlight ist natürlich immer die Brautschau. Groß wegfahren können wir ja nicht mehr, seit wir sechs Katzen und drei Wellensittiche haben und noch dazu viele Pflanzen, aber die kleinen Besuche sind schön."

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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