Kreisausschuss:Schnelle Hilfe, wenn der Pflegefall eintritt

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Der Landkreis will eine flächendeckende Stützpunktversorgung für Betroffene und ihre Angehörigen einrichten

Von Robert Stocker, Dachau

Wenn jemand etwa nach einem Schlaganfall zum Pflegefall wird, brauchen er und seine Angehörigen schnelle Hilfe. "Die Betroffenen stehen urplötzlich vor dem Nichts", so CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck im Kreisausschuss. Der Landkreis und der Bezirk Oberbayern wollen deshalb die Errichtung eines Pflegestützpunktes bei den Pflegekassen beantragen. Die Einrichtung soll den Betroffenen eine umfassende und neutrale Beratung bieten. Dafür soll jetzt ein Konzept erarbeitet werden.

Voraussetzung dafür ist der Abschluss eines Rahmenvertrags, der die Finanzierung und den Betrieb des Stützpunktes regelt. Er wird derzeit auf Landesebene ausgehandelt. Bisher gibt es in ganz Bayern nur sieben solcher Einrichtungen. Der Grund: Ein Pflegestützpunkt wurde nur dort eingerichtet, wo sich die Landkreise auch finanziell beteiligten. Die meisten Landkreise und kreisfreien Städte wollten das nicht, weil die Pflegestützpunkte eigentlich eine gesetzliche Aufgabe der Kassen sind. Die Bestimmungen wurden inzwischen geändert. Jetzt können die Träger der Sozialhilfe - also Landkreise und Bezirke - die Einrichtung von Pflegestützpunkten verlangen. Der Rahmenvertrag, der aktuell ausgehandelt wird, legt die Grundlagen für das Konzept eines Stützpunktes fest. Die Einrichtung soll Betroffene umfassend und neutral darüber informieren, welche Rechte und Pflichten sie nach dem Sozialgesetzbuch haben und welche Sozialleistungen und Hilfsangebote sie beanspruchen können. Betroffene, die dort Hilfe suchen, erhalten auch eine Beratung über medizinische und pflegerische Hilfsangebote. Eine wichtige Aufgabe der Einrichtung ist es, die vorhandenen Angebote miteinander zu vernetzen. Der Pflegestützpunkt soll Hilfe aus einer Hand anbieten.

"Wir wollen ein Management für Menschen anbieten, die das nicht mehr selbst in die Hand nehmen können", sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) im Kreisausschuss. "Wir brauchen eine Stelle, die jeder kennt", ergänzte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck. "Der Einzelne soll nicht mehr hilflos sein." CSU-Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath, gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion, schlug eine Fachstelle für pflegende Angehörige im Stützpunkt vor. "Das wäre der Königsweg", so Seidenath. Von dieser Fachstelle mache der Freistaat eine staatliche Förderung des Stützpunktes abhängig, erläuterte Wolfgang Gartenlöhner, der für die Pflege- und Altenheime im Landkreis zuständig ist.

Marese Hoffmann (Grüne) fragte nach, ob auch die Gesundheitsregion Plus in die Einrichtung des Stützpunktes eingebunden werde. Der Zweckverband ist ein Netzwerk von allen Akteuren, die im Landkreis an der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsvorsorge beteiligt sind. "Wir dürfen keine Doppelstrukturen schaffen", so Hoffmann. Die Gesundheitsregion bringe sich mit ein, sagte Löwl. Nicht eingebunden werden allerdings die Leistungsanbieter, um eine neutrale Beratung zu gewährleisten. Dies sei eine zentrale Forderung des Gesetzgebers, sagte Gartenlöhner.

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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