Kommentar:Aufbruch ins Gestern

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Peter Strauch scheint für die CSU die richtige und konsequente Kandidatenwahl zu sein. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Dachauer CSU setzt auf einen OB-Kandidaten, der sich deutlich vom amtierenden Rathauschef der SPD unterscheidet.

Von Viktoria Großmann

So modern sich die Dachauer CSU jetzt auch gibt - sie ist wieder ganz die Alte. Das mag ein Kalkül sein, das sogar aufgehen kann. Es fehlt ihr an Themen. Sie setzt daher vor allem auf einen unterscheidbaren Kandidaten. Peter Strauch scheint somit die richtige und konsequente Kandidatenwahl zu sein. Er ist ein erkennbar anderer Typ als Oberbürgermeister Florian Hartmann. Im Alter, in seinem nahbaren Auftreten, seiner oberbayerischen Leutseligkeit. Strauch überfordert sein Gegenüber nicht, er zieht sich nicht auf technische Erklärungen zurück - weil er sie auch nicht hat. Strauch poltert lieber fröhlich darauf los. Das wird bei einigen Dachauern gut ankommen.

Man hätte vielleicht erwarten können, dass die Partei den Fraktionsvorsitzenden Florian Schiller aufstellt. Er hätte eher für einen neuen Kurs gestanden. Wäre eine Wahl für urbane Konservative, mehr CDU als CSU. Doch Schiller wirkte oft, besonders nach dem Abgang der Stadträte Dominik Härtl und Christian Stangl, wie ein Fremdkörper in seiner eigenen Fraktion. Zu modern, zu konsensfähig. Eine Spur zu intellektuell, eine Spur zu nüchtern, eine Spur zu ehrgeizig. Es wäre ihm vielleicht eher gelungen, eine inhaltliche Politik zu präsentieren, sich Themen zu eigen zu machen. Seit der Wahlniederlage 2014 verschanzte sich die CSU-Fraktion häufig in Trotz. Keinen Zentimeter wollte man der SPD nachgeben, die sich erdreistete, den Oberbürgermeister zu stellen - das schien oft die einzige Argumentationslinie der CSU-Fraktion zu sein. Florian Hartmann hat alle Felder ziemlich gut bestellt. Der CSU bleibt nicht viel übrig, als zu versprechen, dass sie das, was auch Hartmann will, schneller und besser erledigen kann.

Strauch steht dabei für die alte CSU. Für jene Altstadtberg-CSU, die es gewohnt ist, die Hausmacht zu haben und Dinge unter sich zu klären. Wenn Strauch sagt, er wolle sich nicht "hinter einer Verwaltung verstecken", dann kann man das als naiv abtun. Man kann es auch alarmierend finden. Der Oberbürgermeister ist die Verwaltung. Er kann die Sachkenntnis seiner Amtsleiter und weiterer Mitarbeiter nicht ignorieren. Schon gar nicht kann er deren Einschätzung nach seinem Gusto bestellen. Ohne Umschweife gibt Strauch bekannt, dass er sich Stärke davon verspricht, mit "seinen" Leuten in Landratsamt, Bezirkstag und auf weiteren Ebenen zusammen zu arbeiten. Man könnte das als Klüngelei bezeichnen. Wer sich diesem Klub zugehörig fühlt und dieser Einheitlichkeit nicht misstraut, für den ist Peter Strauch die richtige Wahl.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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