Kommentar:Zweifel bleiben

Lesezeit: 1 min

Ein Unternehmensberater plädiert in einem Gutachten für die Fusion von drei Sparkassen. Eine größere Bank auf größerer Fläche mit viel mehr Kunden rückt für den Einzelnen dennoch weiter in die Ferne

Von Stefan Salger

Überraschend ist das nicht, was am Mittwoch in der Chefetage der Sparkasse vorgetragen wird: Ein Unternehmensberater plädiert für die Fusion der drei Partner, für die das längst ausgemachte Sache ist. Die Sparkasse hat das Gutachten selbst in Auftrag gegeben. Dabei klingt alles aus betriebswirtschaftlicher Perspektive schlüssig (auch wenn keine belastbaren Zahlen vorgelegt werden). Man kennt das von großen Unternehmen. Die gehen auf Einkaufstour oder fusionieren. Credo: je größer, desto effizienter, desto rentabler. Blickt man allein auf Umsatz und Gewinn, dürfte die Rechnung aufgehen und der Dreierbund wäre durch schiere Größe besser gerüstet für niedrige Zinsspannen, die digitale Herausforderung oder die ausufernde Bankenregulierung. Ist die Sparkasse gut aufgestellt, ist das zunächst einmal auch gut für den Bürger als finalen Eigentümer, der zudem von Gewerbe- und Einkommensteueranteil profitiert.

Wie rentabel aber muss eine regional verwurzelte Bank arbeiten, die einen gesellschaftlichen Auftrag hat und sich um mittelständische Unternehmen ebenso kümmern soll wie um mäßig betuchte Privatkunden? Braucht sie diesen engen Schulterschluss, obwohl sie doch, wie die Banker selbst betonen, auch weiter und mit mehr Personal auf Solopfaden unterwegs sein könnte - wenn auch um den Preis schwindender Überschüsse? Und wenn die Performance so wichtig ist, warum schließen sich konsequenterweise nicht gleich alle bayerischen Sparkassen zusammen?

Eine größere Sparkasse auf größerer Fläche mit viel mehr Kunden rückt für den Einzelnen trotz aller Bekenntnisse weiter in die Ferne, da muss man sich nichts vormachen. Ob die Fusion dennoch das Gebot der Stunde ist, das sollten Stadt-, Kreis- und Verwaltungsräte ehrlich abwägen. Zumindest diskutieren darf man bei der Gelegenheit auch über die goldenen Handschläge für die überzähligen Vorstandsmitglieder und den Vorschlag, auf das deutliche Gehaltsplus durch den Aufstieg in eine höhere Sparkassen-Größenklassen zu verzichten. Auch das wäre ein Beitrag zu Effizienz und Rentabilität.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: