Kommentar:Werkzeugkasten ohne Inhalt

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Die Christsozialen geben sich das Image einer pragmatischen und unideologischen Partei. Aber wenn es darauf ankommt, dann siegt die Sturheit.

Von Wolfgang Eitler

Das Bild vom Werkzeugkasten ist ein sehr schönes. Da denkt man an Handwerker, die Hämmer, Bohrer und vieles mehr sorgsam pflegen. Außerdem sind die Kästen gut aufgeräumt, so dass jeder Handgriff schnell und sicher sitzt. Dieses Image der Zuverlässigkeit will sich die CSU mit der Metapher vom Werkzeugkasten geben. Will sagen: Wir sind die pragmatischen, unideologischen Bildungspolitiker, die für jeden Fall, für jedes Problem und auf jeden Wunsch, die schnelle, präzise und vor allem am Einzelfall orientierte Antwort haben. Gerade wird Familienpolitikerin Kerstin Schreyer-Stäblein durch den Freistaat geschickt, um die CSU als die sympathischen Macher darzustellen.

Allerdings gerät sie ab und an in Erklärungsnot. In Poing zum Beispiel wollten Zuhörer wissen, wie die Ganztagsangebote an den Schulen finanziert werden. Da griff die Landespolitikerin in ihren Werkzeugkasten, fand nichts und sagte, dass die Kommunen dazu zweifellos organisatorisch wie finanziell in der Lage seien. In Bergkirchen ließ sie Eltern und zahlreiche Schulleiter mit dem Hinweis ratlos zurück, dass sie sich für den Ganztagszweig in Schwabhausen einsetzen werde. Der Dachauer Stimmkreisabgeordnete Bernhard Seidenath sekundierte brav. Dazu wäre nötig, dass Schwabhausen ein dritte Klasse in der ersten Jahrgangsstufe eröffnen dürfte. Eine Maßnahme, die im Werkzeugkasten der CSU-Bildungspolitik nicht vorkommt. Noch nicht, schwadronierten Seidenath und Schreyer-Stäblein.

Niemals, sagte an diesem Donnerstag der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags und verweigerte eine Ausnahmegenehmigung für Schwabhausen. Dabei wissen alle, dass gerade diese Grundschule in den vergangenen fünf Jahren Herausragendes für einen Ganztagsunterricht geleistet hat, der ein neues und besseres Lernen ermöglicht. Es gibt nur noch eine Chance: Nach der Niederlage im Landtag müssen die Eltern die Grundschule unterstützen und endlich so viele Kinder anmelden, dass sich eine komplette Klasse ergibt. Es ist sowieso erstaunlich, dass sie eine gängige Halbtagsklasse überhaupt noch bevorzugen. Vor sechs Jahren ging der damalige Bürgermeister und jetzige Bezirkstagspräsident Josef Mederer regelrecht hausieren, um die Ganztagsklasse erstmals voll zu bekommen. Bürgermeister Josef Baumgartner, übernehmen Sie!

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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