Kommentar:Verlierer sind die Kinder

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Die Organisatoren der Dachauer Hallenmeisterschaften sehen sich ungerecht behandelt und treten deshalb zurück. Die eigentlich Schuldigen sind Väter, die ein schlechtes Vorbild abgeben

Von Benjamin Emonts

Die Organisatoren der Dachauer Hallenmeisterschaften haben einen schwerwiegenden Fehler begangen. Nach einer Schlägerei zwischen Vätern auf der Tribüne des Hallenfußballturniers haben sie versucht, den Vorfall unter Verschluss zu halten, anstatt ihn öffentlich zu machen. Ihre Verschleierungstaktik, die von Anfang an zum Scheitern verdammt war, resultierte in einem klassischen Eigentor.

Wenn Väter sich am Spielfeldrand prügeln oder beschimpfen, während ihre Kinder Fußball spielen, ist das beileibe keine Lappalie. Psychische Nachwirkungen bei den Kindern sind nicht auszuschließen, und ebenso wenig, ob sie sich später an ihren Eltern ein schlechtes Vorbild nehmen und selber gewalttätig werden. Die einzig richtige Lösung wäre gewesen, offensiv mit dem Vorfall umzugehen. Die starke öffentliche Kritik hätte sich dann einzig auf die prügelnden Eltern bezogen - und nicht auf den Veranstalter.

Er hätte das Angebot des Bayerischen Fußballverbands, sich mit einem geschulten Mediator und den beteiligten Vereinen an einen Tisch zu setzen, längst in Anspruch nehmen müssen. Denn Vereine und Veranstalter haben durchaus Werkzeuge, um gegen Gewalt am Fußballplatz vorzugehen. Nach einem ähnlichen Vorfall bei einem Turnier in Schwabhausen im vergangenen Sommer wurden Platzverbote gegen prügelnde Väter ausgesprochen.

Die öffentliche Kritik, die das sechsköpfige Organisationsteam nun einstecken musste, fiel allerdings zu heftig aus. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei den Veranstaltern ausschließlich um Ehrenamtliche handelt, die etliche Wochen ihrer Freizeit opfern, um Kindern eine Freude zu machen. Im Umgang mit derartigen Konflikten sind sie nicht weiter geschult. Wenn solche Menschen als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement dann derart öffentlich Prügel beziehen, kann man dafür Verständnis haben, dass sie die Lust an ihrer Aufgabe verlieren und - wie nun geschehen - ihre Ämter niederlegen.

Die wirklich Leidtragenden sind am Ende die Kinder. Ihnen wird der Spaß am Sport durch die prügelnden Väter genommen. Ihr falscher Ehrgeiz und ein eklatanter Mangel an Respekt und Verantwortungsbewusstsein führen zu solchen Auseinandersetzungen, die Kinder erst einmal verarbeiten müssen. Gut möglich, dass es die Dachauer Hallenmeisterschaften in Zukunft nun nicht mehr gibt. Für fast 3000 Kinder, die sich jedes Jahr auf das Turnier freuen, ginge damit ein Höhepunkt im Winter verloren.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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