Kommentar:Verantwortungslose Vermieter

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An der Wohnungsnot sind auch diejenigen Eigentümer schuld, die nur noch aufs Geld schauen und jeden Vorwand nutzen, Mieter loszuwerden, um Wohnungen teurer neu zu vermieten. Der Satz "Eigentum verpflichtet" ist vielen gleichgültig geworden

Von Thomas Radlmaier

Im Grundgesetz steht: "Eigentum verpflichtet." Dieser Satz gilt auch für Wohnungseigentümer. Und er gilt umso mehr im Großraum München, zu dem auch die Stadt Dachau gehört. Denn hier gibt es so viel bezahlbaren Wohnraum wie Wasser in der Wüste. Wer eine Wohnung besitzt, sollte verantwortungsvoll damit umgehen. Er sollte sie weder zu lange leer stehen lassen, nur weil er es sich leisten kann. Noch sollte er unverhältnismäßig die Miete erhöhen, weil es Menschen gibt, die sich die Preise leisten können. Doch all das geschieht in der Region, auch in der Stadt Dachau. Und so tragen auch verantwortungslose Vermieter ihren Teil dazu bei, dass immer mehr Menschen obdachlos werden.

Ein Grund dafür ist, dass es zu wenige Wohnungen gibt. Dadurch steigen die Preise. Und viele Vermieter sehen die Möglichkeit, mit ihrer Wohnung Geld zu machen. Plötzlich wird dem langjährigen Mieter mitgeteilt, dass die Wohnung renoviert werden müsse. So rechtfertigt man die Mieterhöhung, die sich der Rentner oder die alleinerziehende Mutter aber nicht leisten kann. Langjährige Mieter sind gezwungen auszuziehen. Wenn sie keine günstigere Wohnung finden, stehen sie auf der Straße.

Wenn jemand seinen Job verliert oder eine schwierige Scheidung hinter sich hat, kann es finanziell schnell schwierig werden. Die Miete kann oft nicht rechtzeitig überwiesen werden. Für einige Vermieter ist das ein willkommener Vorwand, den Vertrag aufzulösen. Die Wohnung können sie später in einem neuen Vertrag teurer vermieten. Beispiele dafür gibt es genug. Die Mitarbeiter in der Abteilung für Obdachlosenwesen im Rathaus kümmern sich ständig um Menschen, denen man droht, sie aus ihrer Wohnung zu werfen. Ihre Appelle an das soziale Gewissen laufen ins Leere. Die Not ihrer Mieter ist vielen Hausbesitzern egal.

Bezeichnend dafür ist auch, dass kaum noch Eigentümer der Stadt Dachau ihre vier Wände anbieten, um dort arme Menschen wohnen zu lassen. Sozialamtsleiter Markus Haberl sagt, es gebe noch soziale Vermieter. Aber es sind wenige geworden. "Eigentum verpflichtet" - vielen Wohnungseigentümern ist dieser Satz gleichgültig geworden.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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