Kommentar:Unsportliches Verhalten

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Der TSV Dachau 1865 muss sich überlegen, ob er sich von seinem Vorstand gut vertreten fühlt. Ein umgänglicher Verhandlungspartner ist Moll jedenfalls nicht

Von Viktoria Großmann

Verschwörungstheorie erscheint ein naheliegender Begriff für den Frontalangriff des TSV-Vorsitzenden Wolfgang Moll auf Oberbürgermeister, Verwaltung und alle Stadträte. Florian Hartmann und sein Stellvertreter Kai Kühnel haben den Begriff verwendet. Dass Moll der Stadt Untätigkeit oder Ignoranz der Vereinswünsche vorwirft, ist schlicht nicht nachvollziehbar. Erst durch das Engagement der Stadt - mitgetragen von allen Fraktionen - ist nach vielen Jahren des Stillstands überhaupt Bewegung in die Aussiedlungspläne des Sportvereins gekommen.

Die Stadt ist bereit, zweistellige Millionenbeträge zu investieren. Woher also die Unzufriedenheit? Noch unerklärlicher erscheint Molls Aufstand vor dem Hintergrund, dass er am Abend desselben Tages, an dem er seinen offenen Brief versandte, den Stadträten, die er zuvor verärgert hatte, erklären wollte, wozu der Verein unbedingt einen Teil seines einst durch Schenkung erhaltenen Grundstücks behalten will. Darauf soll ein Studentenwohnheim errichtet werden - um für den Verein Geld einzunehmen. Ist Moll unbescheiden? Bekommt er einfach den Hals nicht voll? Oder ärgert er sich, dass die Stadt ihm mit ihrer Hilfe und Planungshoheit zu einem guten Teil das Heft aus der Hand nimmt?

Lehren ergeben sich vorerst zwei: Der TSV sollte sich gut überlegen, ob er weiterhin von Moll vertreten werden möchte. Ein umgänglicher Verhandlungspartner ist er offensichtlich nicht. Dass die Stadt nicht gleich alle Gespräche abbricht, ist der erstaunlichen Gelassenheit und dem Pragmatismus des Oberbürgermeisters zu verdanken, der wohl mehr an die Mitglieder des Vereins denkt als dessen Vorstand. Zweitens muss Moll sich überlegen, ob er wirklich Stadtrat und Vorsitzender des zweitgrößten Dachauer Sportvereins sein kann. Sportreferent Günter Dietz (CSU) etwa ist ausdrücklich in keinem der örtlichen Sportvereine Mitglied. Rechtlich ist das zwar erlaubt, doch es ergeben sich offenkundige Interessenskonflikte, die nicht dadurch aufgelöst werden, dass Moll bei Entscheidungen, die den TSV 1865 betreffen, kein Stimmrecht hat. Wolfgang Moll sollte zugleich im Interesse der Dachauer Bürger wie auch im Interesse des TSV handeln. Zur Zeit tut er weder das eine noch das andere.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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