Kommentar:Überflüssiges Eigenlob

Die ehrliche Diskussion über die Zukunft des Landkreises hat noch nicht begonnen. Dabei ist sie längst überfällig

Von Wolfgang Eitler

Die CSU übt sich in ihrer Halbzeitbilanz in geschickter Diplomatie. Die Fraktion des Kreistags würdigt den eigenen Beitrag zu einer aus ihrer Sicht erfolgreichen Finanzpolitik. Sie rückt die hohen Investitionen in Schulbauten in den Mittelpunkt. Aber sie verschweigt auch das Grundproblem der Zukunft nicht: den enormen Zuzug in den Ballungsraum München. Allerdings verpackt sie die Sorgen in zuversichtlich wirkende Worte, die in ein Eigenlob münden. Der Landtagsabgeordnete der CSU, Bernhard Seidenath, formuliert es so: "Genau das ist ja die Stärke der CSU - die Vernetzung und enge Zusammenarbeit der Mandatsträger auf allen Ebenen". Mit anderen Worten: Solange die Menschen die CSU wählen, sind alle Probleme lösbar.

Freilich ist fraglich, ob die Experten der Landesentwicklung in Bayern diese Ansicht teilen. Denn auf einer Anhörung vergangene Woche im Landtag warnten sie vor einer Politik der ungehemmten Ausweisung von Gewerbegebieten und wandten sich ausdrücklich gegen die Politik von Heimatminister Markus Söder für mehr Wachstum.

Wenn die Dachauer CSU sich den Experten anschließen würde, müsste sie geschlossen für eine komplette Wende in der Wirtschaftspolitik im Landkreis votieren. Wie das Beispiel der Westallianz entlang der Autobahn 8 zeigt, ist bisher das Gegenteil der Fall. Nur Bergkirchen mit seinem riesigen Gewerbegebiet Gada will künftig Maß halten. Die ehrliche Diskussion darüber, was im Landkreis noch möglich ist und sein soll, hat noch nicht begonnen. Sie ist überfällig. Das Eigenlob kann sie nicht ersetzen.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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