Kommentar:Tiefer Riss

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Die Freien Wähler Dachau setzen dem Kreisverband Hörner auf - mal sehen, ob es diesmal zum Ausschluss kommt

Von Robert Stocker

Der Politische Aschermittwoch ist für die Parteien im Freistaat eine Gelegenheit, den politischen Gegner einmal so richtig abzuwatschen. Die Redner nehmen dabei häufig kein Blatt vor den Mund. Alle machen sich gegenseitig übereinander lustig - zum Gaudium des bierseligen Publikums, das von der Volksbespaßung unterhalten wird. Ganz anders der Politische Aschermittwoch der Freien Wähler, der trotz des Bahnunglücks bei Bad Aibling stattfand. Er war keine "Volksfestveranstaltung mit Halligalli", wie es Kreisvorsitzender Josef Baumgartner formulierte. Und es gab keine Watschen für die anderen Parteien. Zielscheibe war der Gegner in den eigenen Reihen.

Die Freien Wähler befinden sich in schwerer See, wie schlechte Umfragewerte zeigen. Das gilt nicht nur auf Landesebene, sondern auch im Landkreis Dachau. Seit Jahren liegt der Kreisverband mit dem Dachauer Ortsverein über Kreuz. Seit der Ableger auch bei der Kreistagswahl mit einer eigenen Liste antrat, ist der Riss noch tiefer geworden. Der Coup der Freien Wähler Dachau hatte Erfolg: Drei Kandidaten zogen in den Kreistag ein, Mandate, die über diesen Weg leichter zu erreichen waren. Die Freien Wähler im Landkreis waren brüskiert. Sie sehen den Dachauer Ortsverein als Konkurrenz, die den Wähler irritiert. Verfolgen beide Gruppierungen die selben Ziele? Und wer sind die richtigen Freien Wähler, die man eigentlich unterstützen will?

Beide Gruppierungen lägen dicht beieinander, beteuern die Freien Wähler in Dachau. Man müsse ein Nebeneinander finden, sagt Sebastian Leiß, Konfrontation bringe nichts. Doch diese ist zwangsläufig programmiert, wenn die Dachauer um die Gunst der Wähler im Hinterland buhlen und die Kreistagsmitglieder Politik in den Ortschaften machen. Die "Fraktion vor Ort" ist ein Affront gegen den Kreisverband. Nicht die Stadt ist das Stammland der Freien Wähler, sondern die Dörfer im Hinterland. Die Dachauer setzen dem Kreisverband Hörner auf - mal sehen, ob es diesmal zum Ausschluss kommt.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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