Kommentar:Teamgeist ist gefragt

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Kommunalpolitiker und Sportfunktionäre stellen sich aufgeschlossen der Kunstrasen-Problematik und suchen gemeinsam nach einer Lösung. Es wäre beispielhaft, bliebe es so über alle Parteigrenzen hinweg

Von Helmut Zeller

Die radikale Lösung, wie die Naturschützer sie im Landkreis vorschlagen, hat schon etwas für sich. Die Partikel aus Gummi oder Kunststoff, die für bessere Spieleigenschaften in den Kunstrasen eingestreut werden, gelangen über Verwehungen oder Regen in die Umwelt und ins Grund- sowie Trinkwasser. Jedermann sind auch die Bilder vom Plastikmüll in den Meeren bekannt. Gefährliche Mikroplastikpartikel, darunter vermutlich krebserregende Stoffe, gelangen durch die Nahrungskette in den menschlichen Organismus. Aber die Wirkung müsse noch wissenschaftlich genau erforscht werden, meinen Experten, die bis dahin ein Verbot von Kunstrasen für verfrüht halten. Das tröstet indes diejenigen wenig, die dann quasi im Nachgang zu ihrer Erkrankung eine wissenschaftliche Expertise über deren Quelle erhalten. Diese Haltung wirft die Frage auf, warum eigentlich die vielen Indizien für eine Gefährdung für eine Verbotsdiskussion nicht ausreichen sollten. Na ja, Experten. Es gibt darunter auch solche, die auch Autoabgase für unbedenklich halten.

Das ist das Kreuz mit diesen Umweltdiskussionen, dass sie von allen möglichen Interessen dominiert werden, nur zumeist nicht von dem, was die Politik vorgibt, schützen zu wollen. Der Kunstrasen-Debatte in Dachau kann man insofern durchaus Positives abgewinnen: Denn Kommunalpolitiker und Sportfunktionäre stellen sich aufgeschlossen dem Problem und suchen gemeinsam nach einer Lösung. Es wäre beispielhaft, bliebe es so über alle Parteigrenzen und ideologische Scheuklappen hinweg. Die radikale Lösung wird es nicht sein - und schon gar nicht auf Kosten der Vereine. Sie sind keine Unternehmen, die für absichtliche Umweltschäden nach dem Verursacherprinzip zu Recht bestraft werden. Schließlich leisten die Vereine viel für die Gemeinschaft (abgesehen von Fußballclubs, die Hooligans und Rechtsextreme anziehen), und das können sie nur bei entsprechender Ausstattung und ausreichendem Platzangebot. Gerade das stellt ASV und TSV 1865 bekanntlich noch vor ganz andere Probleme als das Kunstrasenproblem. Die richtigen Fragen, auch Beispiele liegen auf dem Tisch - leicht wird eine Lösung dennoch nicht zu finden sein. Aber immerhin: Alle Beteiligten zeigen einen schönen Teamgeist - fast wie im Sport.

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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