Kommentar:Segensreiches Vatikan-Dekret

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Die Zeiten der selbstherrlicher Selbsthilfeversuche in Altomünster sind beendet

Von Wolfgang Eitler

Ganz im Sinne der Kontemplation ist es an der Zeit, in Altomünster tief durchzuatmen, innezuhalten und sich zu fragen, ob die Aufregung über das Vatikan-Dekret zur Auflösung des Klosters Altomünster wirklich angemessen ist. Noch wichtiger ist ein Nachdenken darüber, ob es dem Kloster, ob es Altomünster weiterhilft, wenn sich Bürger im Protest um den Klosterdirektor Jörg Johannes Fehlner scharen.

Das sind die Fakten: Der Birgittenorden ist im Kloster nur noch durch Priorin Apollonia vertreten, eine zweite Schwester lebt im Altersheim. Der Klosterdirektor hat das Areal in eine nicht genehmigte Großbaustelle verwandelt. Das Dekret des Vatikans ist unumstößlich. Franziskanerin Gabriele Konrad übt als apostolische Beauftragte das Hausrecht aus. Aber die Gefühle widersprechen den Tatsachen: Die Gruppe "Fratres et Sorores ab extra" um einige Honoratioren sieht sich als Bewahrer einer auf das 15. Jahrhundert zurückreichenden Tradition. Sie hat nach dem Strohhalm Fehlner und dem Angebot eines Burnout-Centrums in unkritischer Begeisterung gegriffen.

Jetzt gilt es Fakten und Emotionen in Einklang zu bringen. Ein neuer Anfang nach dem Ende wird erst möglich, wenn die Einsicht greift, dass die Zeit der Orden auch in Altomünster beendet ist. Erst dann wäre eine Entwicklung wie beim Kloster Beuerberg in Eurasburg möglich: Die Erzdiözese München-Freising hat es übernommen. Gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen, Geistlichen und Bürgern hat sie ein Konzept entwickelt, das als Vorzeigeprojekt für die Umwandlung von Klöstern gilt. Es entstehen Wohnungen für Flüchtlinge, Verwaltungsgebäude und Bereiche unter dem Oberbegriff "Wissen und Begegnung". Im Mittelpunkt steht ein geistliches Zentrum. Die gute Nachricht des Vatikan-Dekrets lautet also: Die Zeit selbstherrlicher Selbsthilfeversuche in Altomünster ist beendet. Gott sei Dank.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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