Kommentar:Schmaler Grat

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Zwischen Sicherheit und Tradition: Verantwortliche stehen beim Volksfest vor einer schwierigen Entscheidung

Von Robert Stocker

Würzburg, München, Ansbach - Bayern ist in den vergangenen Tagen von Anschlägen einzelner Attentäter erschüttert worden. Die Trauer und die Betroffenheit unter den Menschen sind groß. Politiker und Bürger bekunden Solidarität und Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer. An den Tatorten werden Kränze und Blumen niedergelegt. Doch gleichzeitig stellen sich drängende Fragen. Wie ist es um die Sicherheit im öffentlichen Raum bestellt? Ist es besser, Großveranstaltungen künftig zu meiden? Während die Ermittler die letzten Details der Anschläge aufklären, werden Rufe nach mehr Sicherheitsmaßnahmen laut.

Mehr Polizeipräsenz, mehr Kontrollen, mehr Überwachungsanlagen - der Staat will auf die Gefährdung reagieren. Das gilt besonders für ein Großereignis wie das Oktoberfest. Im Gespräch sind ein mobiler Zaun um die Wiesn und ein generelles Rucksackverbot. In den Budengassen könnten Sicherheitskräfte patrouillieren. Ist so etwas auch in Dachau vorstellbar? Die Stadt müsse auf die Gefährdungslage reagieren, ist der Volksfestreferent überzeugt. Gewiss, das Volksfest ist ein paar Nummern kleiner als die Wiesn. Doch es wird von zigtausenden Menschen aus der gesamten Region besucht. Wird es also auch hier schärfere Sicherheitsmaßnahmen geben? Das werden sich die Verantwortlichen überlegen müssen.

Welche Maßnahmen sind sinnvoll, welche überflüssig? Verwandelt sich die Thoma-Wiese in einen Hochsicherheitstrakt? Die Besucher brauchen ein Gefühl von Sicherheit, wenn sie über das Volksfest flanieren. Mehr Polizeipräsenz wäre sicher nicht falsch. Dadurch entsteht aber auch die Gefahr, dass die Traditionsveranstaltung ihren Charme verliert. Die Entscheidung für die Verantwortlichen ist nicht leicht. Sollte tatsächlich etwas passieren, wird es möglicherweise Kritik an zu laxen Maßnahmen geben. Andererseits regen sich viele über Kontrollen auf. Die Entscheidungsträger wandeln auf einem schmalen Grat. In ihrer Haut will jetzt wohl keiner stecken.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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