Kommentar:Rückzug aus Frust

Georg Weigl war im Gemeinderat geschätzt, musste aber viele Niederlagen einstecken. Seine Konsequenz ist der Rücktritt

Von Robert Stocker

Für Außenstehende ist es eine faustdicke Überraschung: Georg Weigl, der die Um(welt)denker mitbegründete und für die Wählergruppe mehr als 25 Jahre im Indersdorfer Gemeinderat saß, hat sein Mandat niedergelegt. Der ökologisch orientierte Kommunalpolitiker erwarb sich bei vielen Indersdorfern Respekt. Als Sprecher der Um(welt)denker im Gemeinderat stieß er viele Projekte an, er galt als umtriebig und engagiert, um berechtigte Interessen der Bürger durchzusetzen. Auch wenn es nur um die Absenkung eines Gehsteigs ging.

Weigl nahm seine Verantwortung als Gemeinderat ernst. Er sah sich als Kontrolleur der Verwaltung, der dem Bürgermeister und Gemeindebehörden scharf auf die Finger schaut. Mal monierte er Protokolle, die nach seiner Ansicht den Sitzungsverlauf nicht korrekt wiedergaben, mal kritisierte er die Verwaltung dafür, dass er vor einer Gemeinderatssitzung nicht die vollständigen Unterlagen erhalten habe. Für die Beteiligten war das nicht angenehm. In der Verwaltung galt er vielen als Wadlbeißer, der akribisch nach einem Haar in der Suppe sucht. Andererseits war Weigl stets gut informiert. Insofern war er im Gemeinderat als kompetenter Kollege geschätzt.

In seiner Rücktrittserklärung macht Weigl keinen Hehl daraus, dass die Umweltdenker im Gemeinderat häufig einen Dämpfer erhielten. Im Laufe seiner 25-jährigen Zugehörigkeit zum Gemeinderat hat sich dabei offenbar viel Frust angestaut. Natürlich, wer in der Regel Niederlagen bei Abstimmungen einstecken muss, ist nicht besonders glücklich damit. Auch Kommunalpolitik ist ein hartes Brot. In einer Demokratie ist aber die Mehrheit der Stimmen entscheidend - auch wenn es für die Opposition auf Dauer frustrierend ist. Dann hilft eben nur ein Rückzug.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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