Kommentar:Riskante Ratlosigkeit

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Wer kümmert sich um die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Haimhausen? Darauf scheint derzeit keiner eine Antwort zu haben. Für die Helferkreise bedeutet das nichts Gutes

Von Rudi Kanamüller

Die grundlegenden Informationen haben die mehr als 300 Haimhausener in der Schulaula zwar bekommen. Aber die entscheidenden waren es nicht. Und es ist nach der Bürgerversammlung fraglich, ob sie überhaupt jemand geben kann.

So viel ist sicher: Anfang Oktober sollen 75 unbegleitete Jugendliche in den drei Containern nahe der Kläranlage untergebracht werden. Dadurch werden Gemeinde, Schule und die Helfer schlagartig vor eine Aufgabe gestellt, die sie schlicht und einfach nicht aus eigener Kraft lösen werden können. Zumindest nicht auf Anhieb. Denn die meisten dieser Jugendlichen werden die Mittelschule besuchen müssen, um dort nach den Vorstellungen des Kultusministeriums die deutsche Sprache zu erlernen. Die Frage ist nur: Wer soll sie dort unterrichten? Auf welche Klassen sollen sie verteilt werden? Gibt es denn überhaupt geeignete Lehrer?

Auf genau diese Fragen haben die Bürger keine Antworten bekommen. Konnten sie auch nicht. Denn es war unschwer herauszuhören, dass die Behörden selbst nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Fast schon verzweifelt klang die Aussage von Landrat Stefan Löwl, dass er zwar die nötigen Stellen habe, aber nicht das Personal. Die Folge: Die Jugendlichen könnten mehr oder weniger sich selbst überlassen sein.

Aber diese Situation gilt es zu verhindern. Sie birgt sozialen Sprengstoff. Wer soll die teilweise traumatisierten Jugendlichen vor schädlichen Einflüssen von außen schützen? Wer verhindert, dass sich unerwünschte Besucher der Anlage nähern, sich dort aufhalten und die Jugendlichen womöglich für gesetzeswidrige Handlungen eingespannt werden? Zäune um die Asylbewerberunterkunft lassen sich überwinden, Eingänge übrigens auch. Was nun auf gar keinen Fall eintreten darf: Bürger und Helferkreise dürfen nicht das Gefühl haben, sie würden bei ihrem Engagement im Stich gelassen. Das wäre fatal.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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