Kommentar:Raus aus dem Schattendasein

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Jahrelang interessierte sich kaum eine Gemeinde dafür, was die Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis Dachau macht. Das ist nun anders und das ist gut so

Von Christiane Bracht

Jahrelang fristete die Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis Dachau (WLD) ein Schattendasein. Kaum jemand interessierte sich für sie oder sprach groß über sie. Gut, sie bot 275 Familien und Singles eine bezahlbare Bleibe. Doch nicht mal alle Gemeinden wollten Mitglied sein. Es war offenbar nicht so nötig. Zwar gab es schon immer Sozialfälle, Menschen, die sich mit Hilfe des Staates mehr schlecht als recht durch das Leben kämpfen - ohne Lobby und unbeachtet vom Gros der Mitbürger. Doch jetzt hat sich offenbar mit rasanter Geschwindigkeit etwas verändert. 2017 sind auch Schwabhausen, Hilgertshausen, Sulzemoos und Pfaffenhofen als letzte Gemeinden dem Zweckverband beigetreten. Alle rufen nach bezahlbarem Wohnraum in ihrem Ort.

Plötzlich scheinen viel mehr Sozialwohnungen nötig zu sein. Immer mehr Menschen haben kaum noch eine Chance, auf dem freien Markt eine Bleibe zu finden. Die Angebote dort sind viel zu teuer. Zudem verlangen die Vermieter Sicherheiten. Wer die nicht vorweisen kann, kommt nicht zum Zuge. Und so sind es nicht mehr nur Arbeitslose und anerkannte Asylbewerber, die kein Zuhause mehr finden. Immer mehr Senioren, alleinerziehende Mütter und sogar Menschen, die arbeiten und Geld verdienen sind auf die Gunst des Staates angewiesen. Friseurinnen gehören laut WLD-Geschäftsführer Reith dazu, Krankenschwestern, Pfleger und Erzieherinnen ebenfalls, aber seit geraumer Zeit auch schon Staatsbedienstete: Polizisten und Verwaltungsangestellte zum Beispiel. Die neue Armut ist also in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In einer Schicht die täglich arbeitet, oftmals sogar viel und sich trotzdem das Leben ohne Unterstützung des Staates nicht mehr leisten kann.

Entsprechend viel hat die WLD zu tun. Überall tun sich neue Projekte auf. Sie schießen fast wie Pilze aus dem Boden. Doch wie lange noch? Das was die Wohnungsgesellschaft leisten kann, ist endlich. Denn nur dort, wo die Gemeinden Grundstücke haben, kann sie tätig werden. Die Entwicklung, dass immer mehr Menschen auf sie angewiesen sind, nimmt jedoch Fahrt auf. Eine Fehlentwicklung, die der Staat dringend stoppen müsste, denn so plündert er seine eigenen Ressourcen.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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