Es war einmal eine Stadt, die sich wegen der vermeintlichen Last der Geschichte hinter viel Grün versteckte. Dann ließ die Wirtschaftskraft nach. In einer Panikplanung entstanden neue Wohnsiedlungen und das Gewerbegebiet in Dachau-Ost. Unter dem wirtschaftlichen Druck ignorierte der Stadtrat die Notwendigkeit einer die Menschen schützenden Verkehrsführung. Deshalb ist zu befürchten, dass das aktuelle Vorhaben, das Gewerbegebiet zu erweitern, so endet wie alle Planungen in Dachau: Die jeweiligen Bauherren setzen Änderung um Änderung zum Nachteil der Anwohner durch.
Denn vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten gab der Stadtrat unter den Oberbürgermeistern Kurt Piller und Peter Bürgel jedem noch so irrsinnigen Wunsch von Bauträgern nach, sodass solche Wohngebiete wie in Augustenfeld oder im Westen der Stadt (im Volksmund "Schachtelhausen") entstehen konnten.
Deshalb ist die Radikalposition der Bürgerinitiative Grünzug gegen eine Erweiterung in Dachau-Ost und gegen wirtschaftliches Wachstum verständlich. Aber richtig ist sie nicht. Man kann nicht beides wollen: Arbeitsplätze in der näheren Umgebung und keine Gewerbegebiete; Kultur und soziales Engagement geht ohne Steuereinnahmen nicht. Es wäre fatal, wenn lukrative Unternehmen wegzögen, weil sie nicht wachsen können.
Regionalpolitisch betrachtet stellt sich für den Landkreis die Frage: Wäre es nicht vernünftiger, dass in städtischen Ballungsräumen wie Dachau und Karlsfeld Gewerbegebiete entstehen anstatt im ländlichen Raum? Alle 17 Kommunen hatten sich vor ungefähr zwei Jahren gegenseitig versichert, wie nötig eine interkommunale Wirtschaftspolitik sei, um den Flächenverbrauch zu verringern. Bei der hehren Erklärung ist es geblieben. Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus. Die Chance dazu besteht jetzt.