Kommentar:Positiv denken

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Senioren haben viel zu sagen und wollen sich aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen. Doch die Programme, die Landkreis oder Staatsregierung initiieren, helfen dabei zu wenig

Von Wolfgang Eitler

Über die esoterisch angehauchten Schönredner des positiven Denkens lässt sich leicht lächeln. Sie suggerieren, dass jeder Mensch aus sich selbst heraus glücklich werden kann, man müsse nur die richtigen psychologischen Kniffe und Methoden kennen. Und dann schaut man die Nachrichten an und denkt sich, was solche Ratschläge wohl in Syrien oder Somalia oder in der Dürre Afrikas nutzen.

Der Seniorenbericht des Landratsamts lässt ebenfalls wenig Raum für Hoffnungen. In ihm erläutert die Verwaltung, wie intensiv sie sich um demente Menschen kümmern will, wie häufig Senioren in Not gerieten, wie nötig eine intensive Wohnberatung sei, gerade weil die wenigsten Häuser behindertengerecht ausgebaut sind. Deswegen soll die Demenzberatung verstärkt werden, in Form Runder Tische in sämtlichen Gemeinden des Landkreises.

Aber gibt es denn nichts Positiveres zu berichten als die Probleme? Immerhin werden die Menschen, wie die Statistiken zeigen, nicht nur älter, sondern leben länger gesünder. Die Grünen-Kreisrätin Marese Hoffmann forderte deshalb die Landkreisverwaltung auf, einmal Ansätze zu entwickeln, die sich mit dem Alter als Chance befassen. Denn Senioren haben viel zu sagen und wollen sich aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen. Tatsächlich wirkt das vom Landkreis initiierte Programm "Demografie managen" etwas einseitig, wenn die Impulse älterer Menschen und ihre Tatkraft in einem Jahresbericht so gut wie nicht vorkommen, also keinen Widerhall finden.

Übrigens auch nicht in dem Programm des Bayerischen Sozialministeriums, das in einer Tagung in Dachau der Frage nachgeht: "Wie fühlt sich Altern an?" Ziemlich bescheiden, folgt man den einzelnen Themenschwerpunkten wie Sturzprävention und Sicherheit für Senioren. Wo bleiben die positiven Ideen? Wo, mit Marese Hoffmann gesprochen, der Wunsch der Politik, ältere Menschen als Bereicherung zu empfinden?

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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