Kommentar:Ohne jeglichen Sportsgeist

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Wolfgang Moll, der alte und neue Vorsitzende der Soli Dachau, hat mit seinem unbeherrschten Auftritt nicht nur seiner, sondern auch der Reputation des gesamten Vereins geschadet

Von Benjamin Emonts

Der Mittwoch war ein schwarzer Tag für den Dachauer Sport. Einer der ältesten und traditionsreichsten Vereine der Stadt, der Radsportclub Soli Dachau, hat sich von Kopf bis Fuß blamiert. Auf einer zur Posse verkommenen Mitgliederversammlung hat der Verein am Mittwochabend den Sportsgeist mit Füßen getreten.

Wolfgang Moll, der alte und neue Vorsitzende der Soli Dachau, hat mit seinem unbeherrschten Auftritt nicht nur seiner, sondern auch der Reputation des gesamten Vereins geschadet. Keine Frage: Dass die ähnlich ungehaltenen Mitglieder der Radrennsportabteilung ihn "selbstherrlich" und "autoritär" nannten, war heftig und machte eine deutliche Reaktion unausweichlich. Doch Moll untermauerte diese Vorwürfe.

Einem Vereinschef, so groß seine Verdienste auch sein mögen, steht es nicht zu, den Mitgliedern lauthals ins Wort zu fallen und sie rücksichtslos zu unterbrechen. Und es geht gar nicht, privaten Schriftverkehr vor aller Öffentlichkeit zu verlesen. Wolfgang Moll ließ in seinem überzogenen Tonfall jede Souveränität als Führungsfigur vermissen. Und das wohlgemerkt als einer, der aktuell als Vorsitzender des zweitgrößten Dachauer Sportvereins, des TSV 1865, gehandelt wird.

Andererseits darf nicht vergessen werden, dass immer zwei zu einem handfesten Streit gehören. Was kam denn von den Moll-Gegnern? Außer wütend vorgetragener Vorwürfe und Provokationen? Als Moll sein Amt zur Verfügung stellte, herrschte zurückhaltende Stille in der Versammlung. Es war schlichtweg niemand bereit, sein Amt zu übernehmen. Als Wahlleiter und Ehrenpräsident Hans Moser schließlich gefragt wurde, ob man die Wahlen nicht verschieben könne, ließ er die Frage einfach unter den Tisch fallen mit den Worten: "So genau kenne ich die Satzung nicht."

Molls Wahl avancierte auf diese Weise zur absoluten Farce, zumal er erst wenige Minuten zuvor von seinem Rücktritt zurückgetreten war. Ein Soli-Vereinsmitglied formulierte es ganz treffend: "Das hat nichts mit einer sachlichen Vereinsführung zu tun."

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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