Kommentar:Offenheit ist jetzt Pflicht

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Das Bündnis für Karlsfeld scheint den Ernst der Lage in der Causa Turner nicht erkannt zu haben. Und schadet damit seinem Ansehen

Von Viktoria Großmann

Das Bündnis für Karlsfeld steht vor einem echten Skandal. Es geht nicht mehr nur um das merkwürdige Verhalten des Herrn Turner, nicht mehr nur um einen Störenfried oder Querkopf. Es geht um den Einfluss eines Unternehmers auf die Gemeinderatsarbeit der Fraktion. Von einem Parteispendenskandal kann man hier nicht sprechen. Das Bündnis ist gar keine Partei, es ist ein Verein. Es ist allein auf private Spenden angewiesen. Das ist nichts Schlimmes und auch nichts Anrüchiges. Das ist es erst, wenn, wie in diesem Fall, ein Mann für den Verein spendet, der nur genau eines der Mitglieder kennt - seinen Freund Andreas Turner. Jenen Freund, der mit ihm in engen Geschäftsbeziehungen steht, der Anträge stellt, die den Bauvorhaben des Spenders dienen. Unternehmer Markus Fleischmann hat vor der vergangenen Kommunalwahl erstmals an das Bündnis gespendet, erst damals ist auch Turner als Kandidat angetreten.

Alles, was das Bündnis jetzt tun kann, ist, aufzuräumen. Es bringt der Fraktionssprecherin nichts mehr, sich von einzelnen Aktionen ihres Fraktionsmitglieds zu distanzieren. Aktionen, die sie noch vor kurzem als Privatsache bezeichnete. Mechthild Hofner duckt sich schon wieder weg. Von den Finanzen ihres Vereins wisse sie nichts. Schlimm genug. Gerade die Postenträger sollten wissen, wer die Vereinsarbeit finanziert. Selbst wenn Hofner wirklich keine Ahnung hat: Spätestens jetzt sollte sie sich dafür interessieren und am besten selbst dafür Sorge tragen, dass die Zahlen an die Öffentlichkeit gelangen und die Hintergründe der Spende aufgeklärt werden.

Noch immer scheint das Bündnis den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben. Oder, weitaus schlimmer, es versucht, zu vertuschen. Sein Ansehen, vielleicht sein Fortbestehen, stehen auf dem Spiel. Doch bisher hat das Bündnis zur Aufklärung all der Ungereimtheiten nichts beigetragen, sondern immer nur reagiert, oder nicht einmal das. Schon der Selbsterhaltungstrieb sollte es den Mitgliedern gebieten, sich mit ihrem Kollegen Turner intern und vor allem öffentlich auseinanderzusetzen, die Geschichte aufzuklären, zu erklären und dafür geradezustehen. Es ist der einzige Weg, um Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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