Kommentar:Nur Scherereien

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Die Stadtwerke müssen mit ihrem Deal, den die Bürger gern rückgängig machen wollten, leben. Est nach 2032 können sie ihr Vorhaben, nur noch regenerative Energie einzuspeisen, umsetzen

Von Viktoria Großmann

Viele Dachauer haben die Beteiligung der Stadtwerke am neu erbauten Kohlekraftwerk in Lünen nie gewollt, und jetzt ist es auch noch defizitär. Ätsch, können die Gegner jetzt sagen, sie haben Recht bekommen. Und tatsächlich war Strom aus Kohle ja auch 2008, dem Zeitpunkt des Baubeginns, schon von gestern. Zumindest, wenn man in die Zukunft denkt. Denn Kohlestrom ist die Gegenwart: Mehr als 40 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms kommt aus Steinkohle- und Braunkohlekraftwerken. Im Vergleich zu alten Betrieben sind die modernen tatsächlich leistungsfähiger und sauberer. Und dass sich der Betrieb derzeit nicht lohnt, hat vor allem mit der Energiepreispolitik zu tun.

Die Stadtwerke setzten damals auf eine "Diversifikation der Stromerzeugung" und die Mehrheit der Stadträte schloss sich dem an. Man dürfe sich nicht nur auf eine Stromquelle verlassen, befand etwa SPD-Stadtrat Volker C. Koch im November 2009. Nun zeigt sich, dass die Beteiligung der Stadtwerke am Windpark wahrscheinlich gewinnbringender ist. Doch der Protest der Bürger kam zu spät, die Verträge waren geschlossen und konnten nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Die Schlussfolgerung ist in diesem Fall einfach: Manchmal lohnt es sich, auf die kleinen Fraktionen zu hören und wenn es um Umweltschutz geht, lohnt es sich eigentlich immer. Trianel ist ein sinnvoller und guter Zusammenschluss von Stadtwerken, die eigenständig und unabhängig agieren wollen. Großspuriges Auftreten, Geheimniskrämerei oder Schönreden gehört nicht zum Auftreten der Gruppe. Den Kohlestrom hätte es wohl trotzdem nicht gebraucht, nicht für die Natur in Lünen, nicht für die Atmosphäre und nicht für die Dachauer. Umzukehren ist das nun nicht mehr. Die Stadtwerke rühmen sich aber, das Ziel von 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien an oberster Stelle auf der Agenda zu haben. Erreichen können sie das frühestens 2032, wenn der Vertrag mit Lünen ausläuft.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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