Kommentar:Modell mit zwei Seiten

Die neue Parkzone im Dachauer Augustenfeld hilft den Anwohnern. Doch verlagert es die Parknot in Nachbargebiete. Und für den Steuerzahler ist es auch kein Gewinn

Von Robert Stocker

Was ist schwieriger: Eine Karte für ein Fußballspiel des FC Bayern zu kriegen oder einen Parkplatz in der Stadt? Nicht nur Dachauer Autofahrer werden wohl den zweiten Teil der Frage bejahen. Die Suche nach einem Stellplatz in Dachau kann mühselig sein, besonders zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr. Das Problem taucht sogar hin und wieder im Polizeibericht auf - wenn der Streit um einen freien Parkplatz handgreiflich wird. Besonders lästig kann die Not für Anlieger werden.

Genau deshalb gibt es jetzt eine Anwohnerzone im Stadtteil Augustenfeld. Wer dort keine kostenpflichtige Lizenz fürs Parken hat, muss werktags zwischen 9 und 18 Uhr 50 Cent pro Stunde zahlen. Zu viel Geld, finden viele Autofahrer. Viele Parkplätze um das Gelände des TSV 1865 bleiben jetzt leer, dafür werden die Straßen im Wohngebiet nördlich der Schleißheimer Straße zugestellt. Das Problem verlagert sich offenbar ins Nachbargebiet. Sollte sich diese Entwicklung bestätigen, wird es wohl weitere Anwohnerparkzonen in Dachau geben. Augustenfeld ist ein Modell. Das hat die Stadt bereits angekündigt.

Leider ein ziemlich teures, wie auch Oberbürgermeister Florian Hartmann sagt. Die Stadträte zogen sich dafür in Klausuren zurück, ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben. Auch die Automaten sind nicht billig. Sie nehmen aber keine Scheine an und spucken kein Wechselgeld aus. Außerdem müssen viele Schilder aufgestellt werden. Wahrscheinlich wäre es billiger, wenn die Automaten von Dieben geplündert und nicht geleert werden müssten, stellte der Oberbürgermeister sarkastisch fest. Für die Anwohner scheint das Modell ein Gewinn zu sein. Für den Steuerzahler eher nicht.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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