Flüchtlingspolitik:Mitspracherecht für Helfer

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Die Helfer übernehmen staatliche Aufgaben. Dann sollten sie auch politischen Einfluss nehmen dürfen

Von Viktoria Großmann

Die ehrenamtlichen Helfer müssen mehr mitreden dürfen, denn sie übernehmen staatliche Aufgaben. Das zeigt einmal mehr das Thema Arbeitsgenehmigungen, bei dem die Helfer eine andere Sicht vertreten, als das Landratsamt. Es ist etwas ganz wesentliches, was der Sprecher des Landratsamtes - selbst Ehrenamtlicher, wenn auch bei der Feuerwehr - da ausspricht, wenn er nicht ohne Bedauern sagt: "Im Gesetz stehen nun mal keine Ehrenamtlichen drin." Das Landratsamt befände sich häufig in einem Dilemma, säße geradezu auf der "Rasiermesserkante", sagt Wolfgang Reichelt, wenn es darum gehe, zwischen Vorschrift und Wunsch der Helfer zu entscheiden. "Wir sind eine Vollzugsbehörde, aber dringend auf die Unterstützung der Ehrenamtlichen angewiesen."

Dasselbe Problem sprechen die Helfer an. Joachim Jacob aus Petershausen etwa, wenn er darauf aufmerksam macht, dass es doch im Wesentlichen die Helfer sind, die in ihrer Freizeit, mit ihren Kontakten, mit ihrem beharrlichen Nachfragen im Ort erreichen, dass Unternehmer Flüchtlinge einstellen. Nicht die Arbeitsagentur, nicht das Jobcenter. Die Ehrenamtlichen gelten den Betrieben als Gewährsleute. Wenn etwas schief geht, sehen sich auch die Helfer in der Verantwortung. Der Haimhausener Ehrenamtliche Detlef Wiese fordert in einem mehrseitigen Pamphlet eine gewählte Vertretung, die etwa die Helferkreise eines ganzen Bundeslandes vertreten darf.

Es scheint ein fragiles, manchmal auch gar kein Gleichgewicht zwischen Landratsamt und Helfern zu sein. Hier die Behörde mit ihrer Bürokratie, da die praktisch und ergebnisorientiert denkenden, aber auch emotional involvierten ehrenamtlichen Helfer. Die Notwendigkeit, sich auszutauschen, wird gesehen, die Treffen sind erwünscht. Grundsätzlich sollte aber der Stärkere versuchen, auf den Schwächeren zuzugehen. In dem Fall die Vollzugsbehörde auf die Freiwilligen. Per Gesetz haben die Helfer nichts zu sagen, daran kann auch das Landratsamt nichts ändern. Aber noch besser zuhören könnte man ihnen ja.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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