Kommentar:Mehr Qualität, aber ein Problem bleibt

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Die Erweiterung und Sanierung des Helios-Amper-Klinikums in Dachau bringt Patienten und Mitarbeitern viele Vorteile. Aber an dem grundsätzlichen Pflegenotstand ändert das nichts

Von Christiane Bracht

Es ist wie Tag und Nacht: Kommt man in die Amper-Klinik, egal wohin man will, muss man erst einmal lange dunkle Flure passieren, nicht selten liegen rechts oder links Patienten, denen es ersichtlich nicht gut geht. Es ist ein wenig beklemmend. Doch jetzt weitet sich plötzlich der eine oder andere Flur: Es wird hell. Die Wände sind mit leuchtenden Farben gestrichen, alles sieht viel freundlicher aus, modern und neu. Es ist ein gutes Gefühl, nicht nur für die Patienten, die jetzt in den Neubau einziehen werden und die Pflegekräfte, die künftig unter angenehmeren Bedingungen ihre Arbeit machen können, sondern auch für die Besucher. Kein Zweifel der Neubau und auch die Generalsanierung in der Amper-Klinik ist nötig - und zwar nicht nur, um endlich mal wieder eine positive Schlagzeile zu bekommen. 70 Millionen Euro sollen in das Bettenhaus aus den 1970er Jahren investiert werden. Das ist eine gigantische Summe - eine, die schnell offenbart, dass das Krankenhaus nicht nur dazu da ist, Menschen zu heilen oder Leben zu retten, sondern dass es ein Wirtschaftsunternehmen ist. Denn den absoluten Löwenanteil finanziert Helios aus Eigenmitteln. Die Regierung von Oberbayern fördert das Vorhaben laut Pressesprecherin Katharina Mathern lediglich mit 17 Millionen Euro.

Angesichts dieser Summen kann man sich schon vorstellen, dass überall gespart wird, damit die Bilanz stimmt. Und wie man an den zusätzlichen Operationssälen sieht, wird auch aufgestockt, damit mehr lukrative Eingriffe gemacht werden können. Mehr Komfort für die Patienten bedeutet auch mehr Geld für die Klinik. Für die Patienten und ihre Angehörigen ist das sehr angenehm, es wird dem Ruf der Klinik, der momentan in der Bevölkerung sehr gelitten hat, wieder aufhelfen. Doch so schön der Neubau auch ist, er löst das grundsätzliche Problem nicht: den Personalnotstand in der Pflege. Im Gegenteil: Er wird sich sogar noch verschärfen, wenn sich die Zahl der Betten erhöht. Und Schwestern und Pfleger werden sicher nicht klein beigeben, nur weil sie jetzt in hellen schönen Räumen ihren Dienst tun dürfen. Wenn die Amper-Klinik dauerhaft positive Schlagzeilen machen will, muss die Geschäftsleitung auf die Klagen der Angestellten reagieren und Abhilfe schaffen.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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