Kommentar:Mehr Mut, bitte

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Bei einer Podiumsdiskussion des Bauernverbands verpassen die Dachauer Landtagskandidaten die Chance, sich mit klaren Aussagen zu profilieren

Von Viktoria Großmann

Probleme wegzureden, bringt überhaupt nichts. Das lässt sich in den vergangenen Wochen deutlich in der deutschen Innenpolitik beobachten. Dasselbe gilt aber auch für die lokale Politik vor der Haustür. Für die CSU sowieso. Von einer Partei, die kaum noch etwas zu verlieren hat, könnte man sich mehr Mut erwarten. Von den Grünen, die viel zu gewinnen haben, aber auch. Wenn Landwirte auf einer Wählerinformationsveranstaltung des Bauernverbandes behaupten, dass es weder ein Artensterben noch einen Mangel an Bienen gibt, dann kann man und muss man von Politikern erwarten, dass sie fundierte Widerrede geben. Das Insektensterben ist schließlich keine Einbildung. Sollten die Bauern im Landkreis damit weniger Probleme haben, umso besser. Dann kann man sie fragen, wie ihnen das gelingt.

Es soll nicht um Schuldzuweisungen gehen. Wenn die Landwirte sich zu Wort melden, dann soll ihnen zugehört werden. Das heißt aber nicht, dass ihnen nach dem Mund geredet werden muss. Auf der Veranstaltung des Bauernverbandes zeigt sich, dass sich bis hinunter auf eine lokale und vertraute Ebene Verdrossenheit und Trotz auf Seiten der Wähler und Sprachlosigkeit auf Seiten der Politiker ausgebreitet haben. Ein Miteinander scheint nicht mehr möglich zu sein. Dabei stehen wir alle gemeinsam vor fortschreitender Umweltzerstörung, Wachstumsdruck, grassierender Bürokratie. Kurz: vor jeder Menge Zumutungen.

Die Landtagskandidaten, die in Schwabhausen auf dem Podium saßen, sind Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte. Sie sollten sich kein Vorbild an Landes- und Bundespolitik nehmen, die sich in Machtkämpfen verausgabt und auf drängende Probleme Antworten schuldig bleibt. Die Lokalpolitiker sollten sich auf ihre Stärken besinnen und Sachpolitik betreiben. Dazu gehört es, unangenehme Wahrheiten auszusprechen.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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