Kommentar:Mehr als ein Symbol

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Grundsätze und Bekenntnisse zu Toleranz und Integration sind wichtig, auch in Sportvereinen

Von Viktoria Großmann

Es ist immer so eine Sache mit dem Zeichen setzen. Diejenigen, die welche setzen, stehen gut da, weil sie sich klar äußern. Die anderen sagen: nur Taten zählen. Tatsächlich wirkt die Satzungsänderung des TSV Eintracht Karlsfeld, mit der sich der Verein zu weltanschaulicher, religiöser und parteipolitischer Toleranz und Neutralität verpflichtet, auf den ersten Blick etwas mickrig im Vergleich zum stillschweigenden Engagement des SV Weichs, der eigene Trainingszeiten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schafft und ihnen Fußballschuhe leiht.

Ein bisschen mehr als nur ein Symbol ist die Satzungsänderung des TSV Karlsfeld aber schon. Wenn ein Mitglied etwa aufgrund seiner Religion ausgeschlossen oder wegen seiner Herkunft nicht gleichberechtigt behandelt wird, ist das nun ein Verstoß gegen die Vereinsregeln und kann geahndet werden. Zudem ist der Grundsatz ein Bekenntnis für eine lange Zeit und nicht nur eine Willkommensgeste an neue Mitglieder, sondern auch ein Zeichen an die mehr als 4000 Sportler, die schon im Verein sind und sicher nicht alle gleiche Anschauungen vertreten. In der Satzung des Bayerischen Landessportverbandes findet sich eine ganz ähnliche Formulierung. Sie gilt auch für die Sportvereine im Landkreis.

Was passiert, wenn man die eigenen Grundsätze und die des übergeordneten Verbandes verletzt, hat gerade das Dachauer BRK als Träger der Tafel erfahren, die präventiv Asylbewerber als Berechtigte ausschließen wollte. Kritische Mitglieder verwiesen auf die festgeschriebenen Werte des Internationalen Roten Kreuzes. Das zeigt, dass solche Klauseln nicht überflüssig sind. Integration wird an vielen Stellen im Landkreis gelebt. Gerade Sportvereine tragen ihren Teil bei. Doch weil solches Engagement nicht selbstverständlich ist, weil die Stimmung wechseln kann, weil sich in diesen Monaten und den kommenden Jahren unsere Gesellschaft durch die Zuwanderung verändern wird, sind Grundsätze und Bekenntnisse wichtig. Auf sie kann man sich berufen, nur für den Fall, dass jemals Zweifel am Grundsatz der Toleranz auftauchen sollten.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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