Kommentar:Kreistag ist die einzige Lobby

Lesezeit: 1 min

Die Initiative der Landkreis-SPD ist überfällig. Es muss verhindert werden, dass die Schüler der Bamberger Schule nach dem Gusto der Kultusbürokratie behandelt werden

Von Wolfgang Eitler

Es ist schon schlimm, dass die Auflösung der Elisabeth-Bamberger-Schule in Karlsfeld wohl nicht mehr zu verhindern ist. Aber das Schlimmste, was den Kindern und Jugendlichen jetzt passieren könnte, wäre eine Aufnahme an eine Regelschule. Dorthin verschiebt das Kultusministerium zurzeit gerne Kinder, die behindert sind oder sehr viel Hilfe im pädagogischen Bereich brauchen. Dann kommt eine Fachkraft ein paar Stunden in der Woche zusätzlich in die Klasse. Schließlich drückt das Ministerium der Schule den Stempel "Inklusion" auf. Und das war's.

Was Inklusion tatsächlich bedeutet, ist in den einschlägigen pädagogischen Richtlinien der Monitoringstelle für die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention nachzulesen, die der Bundesregierung zugeordnet ist. Das Urteil der Experten über den Freistaat lautet: "Bayern ist auf dem Holzweg und behauptet, Inklusion zu schaffen, wo es Segregation betreibt."

Deswegen ist die Initiative der SPD-Kreistagsfraktion überfällig. Es muss verhindert werden, dass die Schüler der Bamberger Schule nach dem Gusto der Kultusbürokratie behandelt werden. Denn es sind Kinder, mit enormen Problemen in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Oftmals neigen sie zur Aggression. Der Kreistag sollte ihnen die notwendige pädagogische Hilfe gewähren. Er ist der einzige, der es noch kann. Eine andere Lobby haben diese Kinder sowieso nicht mehr, nachdem der Trägerverein, der Kinderschutz in München , das Kapital für die Bamberger-Schule in unternehmerischer Unfähigkeit desaströs vernichtete.

Leicht ist diese Aufgabe nicht. Teuer wird sie allemal. Aber bei weitem nicht so teuer, wie die Folgen unangemessener schulischer Bildung. Dazu muss der Kreistag bloß auf die Kosten der ständig steigenden Jugendhilfe schauen, die Millionen Euro für Therapien oder Aufenthalte in speziellen Heimen verschlingt.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: