Kommentar:Kluge Optionen

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Die Gemeinde Karlsfeld wäre gut beraten, dem Vorschlag der Naturschützer so weit zu folgen, dass das Landschaftsschutzgebiet eine wirkungsvolle Funktion entfalten kann. Zu klein wäre unglaubwürdig, zu groß wohl unrealistisch

Von Gregor Schiegl

Das Konzept des Bunds Naturschutz ist ambitioniert: An der Nahtstelle zwischen den beiden größten Kommunen im Landkreis Dachau und Karlsfeld, die beide einen enormen Siedlungsdruck erleben, sollen die verbliebenen Freiflächen durch ein Landschaftsschutzgebiet dauerhaft vor Bebauung geschützt werden und ihre ökologischen und klimatischen Funktionen wieder gestärkt werden. In einem Bundesland wie Bayern, wo jedes Jahr eine Fläche so groß wie der Chiemsee zubetoniert wird, und wo das Wetter klimabedingt immer verrücktere Kapriolen schlägt, ist das ein vernünftiges Anliegen. Die Kommunalpolitiker können es nicht einfach übergehen. Andererseits gibt es auch andere Interessen, die Bürgermeister in ihrer täglichen Arbeit berücksichtigen müssen: Arbeit, Wirtschaft, Finanzen.

Es ist daher zu bezweifeln, dass die Gemeinde Karlsfeld die Vision der Naturschützer eins zu eins in einen Antrag gießen wird. Aber sie wäre gut beraten, dem Bund Naturschutz so weit entgegenzukommen, dass das Landschaftsschutzgebiet tatsächlich eine substanzielle Funktion als ökologische Brücke und regionale Klimaanlage erfüllen kann. Damit könnte sie langfristig die Lebensqualität ihrer Bürger sichern und mittelfristig die brisanten Konflikte um ihr geplantes Gewerbegebiet entschärfen, das für den Wirtschaftsstandort Karlsfeld dringend benötigt wird. Es wäre nicht nur taktisch, sondern auch politisch die klügste Lösung. Karlsfeld braucht beides: Gewerbe und Natur.

In der Tat wäre ein Landschaftsschutzgebiet im Zuschnitt eines Feigenblättchens fatal. Es würde das Misstrauen der Gewerbegebietsgegner nur weiter befeuern, die in dem Antrag nichts weiter erkennen mögen als eine Finte. Jetzt hat es die Gemeinde in der Hand, zu beweisen, dass sie es ernst meint. Aber auch die Naturschützer müssen bereit sein zu einem pragmatischen Realismus, der gewisse Zugeständnisse erlaubt. Wer auf Maximalforderungen beharrt, erreicht am Ende gar nichts.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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