Kommentar:Kinder ohne Lobby

Lesezeit: 1 min

Ein staatlicher Wille, die Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule zu retten, ist nicht zu erkennen. 60 Kinder und Jugendliche fallen durchs Raster

Von Viktoria Großmann

Die Schließung der Elisabeth-Bamberger-Schule ist ein echter Verlust. Heilpädagogen helfen dort Kindern und Jugendlichen, mit sich selbst und ihrer Umwelt besser zurecht zu kommen. Wenn nun die Einrichtung, die vor fünf Jahren von Dachau nach Karlsfeld umgezogen ist, aufgegeben wird, müssen die Schüler auf andere ähnliche Einrichtungen verteilt oder zurück auf Regelschulen geschickt werden, die sie aus gutem Grund verlassen haben. Schuld an allem ist wie so oft das fehlende Geld. Für den Verein Kinderschutz ist das besonders bitter: Seit 1958 betreibt er die Elisabeth-Bamberger-Schule. Der Vorstand räumt heute Fehler in der Vergangenheit ein, doch aus diesen hat der Verein offenbar gelernt und Verbesserungen beschlossen. Zudem hat der Verein seit Jahrzehnten für eine bessere staatliche Förderung von heilpädagogischen Schulen gekämpft, die nun auch umgesetzt werden soll - allein dem Verein nützt es nichts mehr.

"Ein Träger sollte sich sein soziales Engagement nicht erkaufen müssen", sagt Vorstand Norbert Blesch. Die Zeiten, da man Geld mitbringen musste, um sich sozial zu engagieren, sollten vorbei sein, findet er. Tatsächlich trägt der Freistaat den Aufwand bei Schulen wie der Bamberger-Schule bisher zu 80 Prozent und will die Förderung nun noch erhöhen. Kostendeckend können die Schulen damit trotzdem nicht arbeiten, es bleiben immer sogenannte nicht förderfähige Kosten übrig. Im Fall der Bamberger-Schule Teile der Miete, hohe Rückbaukosten beim Auszug oder Umzugskosten. Vorschüsse gibt es nicht. Die Etats sozialer Träger sind aber eigentlich immer auf Kante genäht, eine Zwischenfinanzierung kann, wie in diesem Fall, das Ende einer Schule bedeuten. Welche Fehler geschäftlicher Art der Verein in der Vergangenheit auch immer gemacht haben mag, die Schüler sollten darunter nicht leiden müssen. Doch ein staatlicher Wille zum Erhalt der Schule ist nicht zu erkennen. Damit fallen 60 Kinder und Jugendliche durchs Raster.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: